Tuesday, 23rd April 2024
23 April 2024

War vor dem Eurowirklich alles günstiger?

Früher war alles besser?!

Bier, Miete und Strom – in den letzten 20 Jahren ist gefühlt alles immer teurer geworden. Erst recht mit der Einführung des Euro im Januar 2002. Doch stimmt das wirklich?

Das Online-Vergleichs-Portal Verivox hat die Preise für Verträge und Konsumgüter untersucht und mit denen von 1998 verglichen. Unter den zehn Produkten, die (fast) jeder braucht: Strom, Miete, Milch, Versicherung.

Bedacht werden muss die Inflation (rund 32 Prozent) und die auch damit zusammenhängende Kaufkraft (52 Prozent) in der Bevölkerung. Höhere Preise sind nicht immer gleichbedeutend mit einer Teuerung!

Also: Bezahlen wir heute wirklich mehr als vor der Euro-Einführung?

Strom

Seit 15 Jahren steigen die Strompreise immer weiter, obwohl es unzählige Anbieter gibt. Heute kostet eine Kilowattstunde Strom 27,80 Cent, im Jahr 1998 waren es 17,11 Cent. Ein Aufschlag um mehr als 60 Prozent!

Hauptgrund für die Preiserhöhungs-Spirale: Steuern, Abgaben, Umlagen. Allein die Ökostromumlage und Netzentgelte machen mehr als 50 Prozent des Strompreises aus.

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Krankenversicherung

Krank sein war auch vor 20 Jahren schlecht, die Krankenversicherung ist dafür heute teurer!

67 Prozent! Die Preisdifferenz bei der Krankenversicherung liegt bei fast 150 Euro. Ein Beispiel: Versicherte mit hohem Einkommen müssen rund 370 Euro blechen, vor 20 Jahren waren es 220 Euro. Wichtig zu wissen: Der durchschnittliche Stundenlohn ist seit 1998 um 52 Prozent gestiegen.

Ratenkredit

Kredite lohnen sich heute mehr.

Bei den Kosten für Ratenkredite machen sich die historisch niedrigen Zinsen deutlich bemerkbar: Die Kreditkosten sanken in den vergangenen 20 Jahren um 45 Prozent. Für ein durchschnittliches Darlehen in Höhe von 11 961 Euro werden im Jahr 2018 Kosten von rund 1.450 Euro fällig, 1998 waren es noch 2.650 Euro.

Benzin

Die größte Preissteigerung zeigt sich beim Benzin.

Pro Liter stiegen die Preise um über 70 Prozent. Zahlten Verbraucher 1998 für einen Liter noch 81 Cent – erst später wurde die magische 2-Mark-Grenze überschritten, sind es nun im Jahresdurchschnitt rund 1,40 Euro.

Unsicherheiten und Schwankungen am Rohölmarkt sind der größte Faktor.

Bier

Obwohl die Bierpreise um fast 30 Prozent angestiegen sind, mussten Arbeitnehmer durchschnittlich zwei Minuten weniger für einen halben Liter „Gerstensaft“ arbeiten – gestiegenen Löhnen sei Dank. Die Entwicklung der Kaufkraft übersteigt den dreißig prozentigen Preisanstieg: Wer 1998 noch rund 14 Minuten für ein großes Bier arbeiten musste, kam 2017 mit knapp 12 Minuten hin.

Klartext: Bier bleibt bezahlbar.

Fußballticket

Fußball im Stadion wird unbezahlbar? Mitnichten, wie die Verivox-Auswertung zeigt!

Ein Querschnitt durch die Stadien zeigt: Ein Stehplatz kostet im Schnitt 13,50 Euro. Vor 20 Jahren – damals wurde übrigens der 1. FC Kaiserslautern Meister – ergaben Stichproben einen Kostenschnitt von 8,95 Euro pro Fußballspiel.

Nachtrauern müssen Fans den alten (Preis-)Zeiten aber nicht: Die Preissteigerung liegt bei 51 Prozent – damit geht die Entwicklung Hand in Hand mit der heute höheren Kaufkraft (52 Prozent).

Kaffee

1998 kostete ein Pfund Röstkaffee im Einzelhandel 3,76 Euro. 2018 zahlen Verbraucher im Schnitt 5,14 Euro für das Pfund. Das entspricht einem nominellen Preisanstieg von 1,38 Euro oder 36,7 Prozent. Von 1998 bis 2018 übersteigt die Teuerung des importierten Genussmittels Kaffee die allgemeine Inflation (31,5 Prozent) in diesem Zeitraum.

Mieten

Im Schnitt bleibt der Preisanstieg bei Mieten unterhalb der Inflation.

Während die allgemeine Erhöhung des Preisniveaus bei 31,5 Prozent liegt, stiegen die Mietpreise in den vergangenen 20 Jahren „nur“ um 26 Prozent.

Milch

Deutschland-Landwirte beschweren sich regelmäßig über die niedrigen Verkaufs-Erlöse durch Milch. Zurecht?

Die Antwort lautet: Ja! Die Milchpreise sind im Bundesdurchschnitt seit 1998 um 15 Prozent gesunken.

Vor 20 Jahren kostete ein Liter umgerechnet 81 Cent, 2018 nur noch 69 Cent. Damit ist Milch das einzige der untersuchten Konsumgüter, das günstiger wurde. Das liegt in erster Linie an einer Kombination aus günstigen Erzeugerpreisen und einem Überangebot am Markt.

Zigaretten

In den vergangenen 20 Jahren stiegen die Preise für Zigaretten um 35 Prozent.

Eine Schachtel am Automaten oder im Supermarkt kostet heute 6,40 Euro, vor 20 Jahren waren es umgerechnet etwa 4,70 Euro.

Hintergrund: Anhebungen der Tabaksteuer. Diese beträgt rund 75 Prozent des Kaufpreises einer Schachtel – Erhöhungen erfolgen mittlerweile fast jährlich.

Ist nun alles teurer geworden?

Nein!

In Relation zur Entwicklung der Inflation und Kaufkraft, sind nur drei Produkte wirklich wesentlich teurer geworden: Strom, die Krankenversicherung und Benzin!

Hinzukommen Kaffee, Fußballtickets und Zigaretten – wenn man nur die Inflation miteinbezieht. Milch und Ratenkredite sind im Preis sogar gefallen.

Früher war also nicht wirklich alles besser!

Zur Methodik

Für die Preisvergleiche ausgewählt wurden beispielhaft 12 typische Verträge und Konsumgüter eines deutschen Haushalts. Der Preisvergleich wurde vorgenommen zu DSL (je Mbit), Kfz-Versicherung, Krankenversicherung, Ratenkredit und Strom; außerdem Bahnticket, Benzin, Bier, Fußballtickets, Kaffee, Mieten und Milch. Der Zeitrahmen umfasst 20 Jahre. Abweichende Leistungen eines Produkts wurden möglichst homogen angegeben, waren aber durch Weiterentwicklung nicht immer komplett identisch abbildbar. Alle DM-Preise aus dem Jahr 1998 wurden umgerechnet in Euro-Preise.

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