Sunday, 28th April 2024
28 April 2024

Deutsche Bank in Geldwäsche-Skandal verwickelt?

+++ Aktienkurs fiel kurzzeitig auf Rekordtief +++ Bank streitet Verantwortung ab +++

Seit Monaten ermitteln Staatsanwälte in Dänemark, Estland und den USA im größten Geldwäscheskandal Europas. Der Vorwurf: Die Danske Bank, Dänemarks größte Bank, soll über eine Filiale in Estland bis zu 200 Milliarden Euro gewaschen haben.

Am Montag gab die Deutsche Bank dann zu, als sogenannte Korrespondenzbank Zahlungen für die estnische Filiale der Danske Bank unter anderem in die USA weitergeleitet zu haben. Daraufhin fiel der Aktienwert der Bank am Dienstag mit 8,05 Euro auf ein Rekordtief. Die Deutsche Bank will sich in dem Skandal korrekt verhalten haben.

„Als Korrespondenzbank sind nicht wir für die Überprüfung der Kunden zuständig, das ist die Partnerbank selbst“, erklärte Deutsche-Bank-Vorstand Sylvie Matherath am Mittwoch. Und weiter: „Wenn wir das Gefühl haben, dass etwas falsch läuft, müssen wir das melden.“

2015 kündigte die Deutsche Bank nach acht Jahren die Zusammenarbeit mit der Danske Bank auf. Nach Insider-Informationen will die Finanzaufsicht Bafin jetzt Informationen über die Geschäftsbeziehungen einholen.

Droh-Anrufe und Bestechungsgelder sollten Mitarbeiter einschüchtern

Der größte Geldwäscheskandal in der Geschichte Europas fand zwischen 2007 und 2015 statt. Innerhalb dieser Zeit soll mithilfe von bis zu 62 000 Konten der estnischen Danske-Filiale zwischen 150 und 200 Milliarden Euro gewaschen worden sein. Die Danske Bank meldete insgesamt aber nur 760 verdächtige Konten den estnischen Behörden, wie der „Economist“ berichtet.

Dabei gab es schon von Anfang an Warnhinweise. 2007, wenige Monate nachdem die Dänen in Estland Fuß gefasst haben, gab es bereits Kritik: Danske Bank kenne seine Kunden nicht genug, warnten estnische Behörden. Das berichtet die „Financial Times“.

▶︎ Die russische Zentralbank wurde sogar noch deutlicher: Sie warnte, dass Mithilfe der Bank eine Milliarde Rubel (1,33 Millionen Euro) pro Tag gewaschen würde.

Im Dezember 2013 wandte sich der Danske-Mitarbeiter Howard Wilkinson mit einem ähnlichen Verdacht an seine Vorgesetzten. Er berichtete, dass eine britische Firma Danske-Konten in Estland benutze, um Geld zu waschen.

▶︎ Die Hintermänner der Firma laut Wilkinson: Der russische Geheimdienst FSB und Igor Putin – Cousin des russischen Präsidenten Wladimir Putin!

Etwa zur selben Zeit bekamen bankinterne Ermittler anonyme Droh-Anrufe. Ein Anrufer soll laut „Guardian“ auf Russisch gefragt haben: „Glaubst du wirklich, dass du dich nachts auf dem Weg nach Hause sicher fühlen kannst?“

Einem Ermittlungsbericht zufolge stammen rund 23 Prozent der 200 Milliarden gewaschenen Euro aus Russland.

Als Wilkinson seine Bank warnte, habe sie ihm Schweigegeld angeboten, erklärte er am Montag vor dem dänischen Parlament. Erst 2016 schloss die Danske Bank in Estland ihre Geschäfte mit Ausländern.

Zu spät – im März 2017 veröffentlichte eine dänische Zeitung erste Anschuldigungen, der Skandal nahm Fahrt auf. Im September 2018 musste Danskes Chef-Manager Thomas Borgen zurücktreten. Anfang November wird Vorstands-Chef Ole Andersen auf Druck der Großaktionäre von Maersk (bekannt für Container-Schiffe) gefeuert.

EZB will Anti-Geldwäsche-Büro

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat währenddessen angekündigt, Banken bei Geldwäsche stärker auf die Finger zu schauen. Dazu soll ein Anti-Geldwäsche-Büro eingerichtet werden, das Informationen an lokale Behörden weiterleitet. Das erklärte EZB-Bankenaufseherin Daniele Nouy am Dienstag.

Sie forderte außerdem, die Vorgehensweise gegen Geldwäsche in Europa zu vereinheitlichen. Bisher gibt es von der EU nur Richtlinien, die den nationalen Behörden viel Spielraum lässt.

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