Schluss. Aus. Vorbei. Die einst weltgrößte Computershow Cebit in Hannover wird eingestellt.

Schon die Cebit-Ausgabe 2019, eigentlich für den kommenden Juni geplant, soll nicht mehr stattfinden, berichtet die „Hannoversche Allgemeine“. Messechef Oliver Frese bat den Aufsichtsrat um Entbindung von seinen Aufgaben zum 31. Dezember, das Gremium stimmte zu.

▶︎ In diesem Jahr hatten die Organisatoren der Deutschen Messe AG versucht, die Cebit als „Europas führendes Digital-Event“ neu zu positionieren. Aber die Coolness-Offensive floppte. Insgesamt lockte die Cebit in neuem Gewand nur 120 000 Menschen aufs Messegelände – noch weniger als 2017 mit 200 000 Besuchern.

Konsequenz: Immer weniger Kunden wollten Stände auf der Cebit. Am Mittwoch teilte die Deutsche Messe AG mit: „Da auch der Negativtrend bei den Flächenbuchungen über alle Themensegmente hinweg nicht aufgehalten werden konnte“, werde die Cebit künftig nicht mehr ausgerichtet. Die Mitarbeiter würden zur Zeit informiert, bestätigte ein Unternehmenssprecher.

Zu Glanzzeiten war das Interesse ungleich größer. 2001 meldete die Messe noch 850 000 Gäste.

Die Cebit gab es seit 1970. Zunächst als „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ während der klassischen Hannover Messe (in einer separaten Halle), ab 1986 dann als eigenständige Messe.

Sinkenden Besucherzahlen versuchten die Macher zuletzt durch ein neues Konzept zu begegnen. Erstmals öffnete die Cebit 2018 im Sommermonat Juni statt im Schneeregen des März. Lässigkeit statt Anzug und Krawatte war das Ziel. Es gab Outdoor-Stände mit Attraktionen (wie einer stehenden Welle für Surfer bei Intel), ein DJ-Rondell, Paletten-Sofas, Beach-Bars.

Roboter und autonome Fahrzeuge wurden präsentiert, der Software-Konzern SAP steuerte mit einem Riesenrad zur lockeren Atmosphäre bei – und spendierte der Messe ein neues Wahrzeichen. „Wir wollen die Leitveranstaltung für die digitale Transformation sein und auch jüngere Zielgruppen anziehen“, erklärte Messe-Vorstand Frese.

• 

  Hannovers neue CEBIT

  Hier macht die Zukunft ’ne Welle
  

  Anzug und Krawatte waren gestern – auf der NEUEN CEBIT reichen für Besucher ab sofort Badehose und T-Shirt!

Die Cebit-Macher zogen zunächst ein positives Fazit, obwohl sich etwa Gigant Microsoft abgewandt und auf eine Präsenz verzichtet hatte. Frese sagte Mitte Juni, alle Ziele seien erreicht worden. Große Kunden wie Hewlett Packard Enterprise, Vodafone und Salesforce hätten das neue Konzept unterstützt.

In wirtschaftlichen Zahlen spiegelte sich diese angebliche Begeisterung allerdings nicht wider.

Die Organisatoren der Deutschen Messe AG wollen die industrienahen Digitalthemen der Cebit nun künftig in die Hannover Messe integrieren.

„Schlag ins Kontor“

„Das ist ein Schlag ins Kontor für den Messestandort Hannover und damit für den gesamten Wirtschaftsstandort Niedersachsen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der niedersächsischen Metallarbeitgeber (Niedersachsenmetall). Volker Schmidt betonte: „Die Cebit war für drei Jahrzehnte ein echtes Aushängeschild und hat maßgeblich zum Renommee der gesamten deutschen Informations- und Kommunikations-Wirtschaft beigetragen.“

Auch der Branchenverband Bitkom bedauerte die Einstellung der Cebit. „Unabhängig von der positiven Resonanz, die das neue Konzept fand, muss es sich natürlich auch für den Veranstalter rechnen“, betonte Präsident Achim Berg.

Markt und Messelandschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt.