Friday, 26th April 2024
26 April 2024

Zahlen die Steuerzahler die A380-Rechnung?

Airbus stellt sein Flaggschiff A380 ein – auf Kosten des deutschen Steuerzahlers?

Im deutsch-französischen Airbus-Konzern sind berühmte deutsche Marken aus der Pionierzeit der Luftfahrt wie Dornier und Messerschmidt aufgegangen. Auch dem Daimler-Konzern war Airbus schon angegliedert. Da schmerzt es schon ein wenig, wenn das Aushängeschild vom Markt genommen wird und man fragt sich: Wer kommt nun eigentlich für die Niederlage auf?

Fest steht: Die Entwicklungskosten bei diesen Flugzeug-Programmen werden auch durch subventionierte Kredite der Regierungen – in diesem Fall auch der deutschen – finanziert. Hinzu kommen deutsche Beteiligungen am Konzern. Bleibt der deutsche Steuerzahler also auf den Kosten sitzen?

▶︎ Das ist gut möglich, sagt Vera Diehl. Sie ist Portfoliomanagerin der Union Investment und dort für Airbus zuständig: „Sowohl der französische als auch der deutsche Staat halten jeweils etwa elf Prozent an den Airbus-Anteilen. Zusammen ist somit fast ein Viertel von Airbus in staatlicher Hand. Für die Kosten des A380 wird daher die öffentliche Hand aufkommen, am Ende auch der Steuerzahler. Aber so ist das, wenn Staaten entscheiden zu investieren. Die Gewinne sind ja weiterhin hoch. Und es gibt ein Passagierwachstum von vier bis sechs Prozent, das nicht nachlässt.“

Hinsichtlich der Auswirkungen auf Arbeitsplätze erklärt Diehl: „Die Zulieferer werden auch ohne den A380 gebraucht. Das Volumen wird sich ab jetzt eben auf die kleineren Modelle konzentrieren. Viele Ingenieure bei Airbus wechseln ohnehin ständig von Projekt zu Projekt, die werden also intern weiterziehen. Aber es werden natürlich auch Stellen abgebaut werden müssen.“

Diehl rechnet insgesamt mit einer positiven Entwicklung bei Airbus: „Airbus sollte auch weiterhin positive gute Zahlen liefern. Die Bestellbücher für die nächsten acht Jahre sind voll, der Gewinn hat sich im vergangenen Jahr weiter erhöht. Ich mache mir keine Sorgen.“

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FDP-Haushaltssprecher: „Subventionsdesaster“

In der Politik reagierte man auf das Aus des A 380 weniger gelassen.

▶︎ Otto Fricke, haushaltspolitischer Sprecher der FDP, machte gegenüber BILD deutlich: „Der Airbus 380 ist ein weiteres Beispiel dafür, dass großindustrielle Träume und staatliche Subventionen am Ende weder Arbeitsplätze sichern noch den Weltmarkt erobern können.
Anstatt dem kleinen Mittelständler Geld zu lassen, holt man sich von ihm Steuern, um der großen Industrie unnötige Träume zu ermöglichen. Das Subventionsdeasaster beim Airbus 380 zeigt, dass die Zukunft Deutschlands nicht in staatsnahen Großbetrieben liegt, sondern möglicherweise in der Garage des Tüftlers nebenan.“

▶︎ Auch Anja Hajduk, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, findet deutliche Worte: „Das ist eine böse Überraschung. Ein Ende des Programms sollte noch im Frühsommer letzten Jahres durch eine Entscheidung des Haushaltsausschusses abgewendet werden. Jetzt müssen wir kritisch prüfen, wie hoch die Belastung für die Steuerzahler tatsächlich ausfällt … So oder so droht wohl ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe, hier müssen die Ursachen und Fehler schnellstmöglich aufgeklärt werden.“

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▶︎ Der Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek (CDU), sagte zu BILD, dass es noch unklar sei, wie teuer es für den Steuerzahler werden könnte: „Das kann man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen. Teile des Programms wurden von Airbus bereits zurückbezahlt. Was aus dem Rest geworden ist, wird von unserer Seite jetzt ausführlichen geprüft … Fakt ist allerdings auch, dass Unterstützungen auch auf der anderen Seite des Atlantiks geleistet werden. Dazu gibt es laufende Verfahren vor der WTO. Ohne staatliches Engagement scheint es im Flugzeugbau schwierig zu sein mitzuhalten.“

Dennoch betrachtet Jarzombek das Projekt A380 insgesamt positiv: „Letztlich war das Modell A380 ein Erfolg. Es wurden über viele Jahre erfolgreich Flugzeuge verkauft und es sind zahlreiche High-Tech-Arbeitsplätze entstanden. Und ist es wie bei manchen Automobilherstellern – da hat das Top-Modell nicht immer die besten Verkaufszahlen, zieht aber das Image an und andere Produkte werden besser verkauft. Der A380 hat Airbus erst auf Augenhöhe mit Boeing gebracht.“

Umsatz und Gewinn legen satt zu

Trotz der hohen Belastungen durch die Einstellung des Riesenfliegers und Kosten für einen Militärtransporter im vergangenen Jahr konnte Airbus ein Plus verbuchen: 3,05 Milliarden Euro Gewinn, das sind 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Umsatz legte 2018 um acht Prozent auf 63,7 Milliarden Euro zu. Die Aktionäre sollen eine um zehn Prozent auf 1,65 Euro erhöhte Dividende erhalten. Weil das Ende des A380 zu erwarten war, blieben die Aktionäre ruhig: Die in Deutschland notierten Airbus-Aktien stiegen sogar um 5,5 Prozent.

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