Sunday, 19th May 2024
19 Mai 2024

Was aus „Big Manni“ wurde

Luxusautos, Yachten, Privatjets, eine Villa mit 60 000 Quadratmetern, sogar der Flughafen Karlsruhe gehörte Manfred „Big Manni“ Schmider zeitweise.

Es klingt zu schön um wahr zu sein. Und das war es auch: Schmider hatte sich dieses Leben mit der Firma FlowTex ergaunert. Seine versprochenen Horizontal-Baumaschinen funktionierten nicht und existierten zum Großteil nicht mal. Verkauft wurden sie trotzdem!

Nun hat die ARD Schmiders Leben verfilmt, das Ergebnis „Big Manni“ lief am 1. Mai zur Primetime. Gleich im Anschluss gab es eine Doku, die Schmider in seiner heutigen Heimat auf Mallorca besuchte und mit ihm seine alten Wirkungsstätten ablief.

Vom Wunderkind der baden-württembergischen Wirtschaft zum bis dato größten Betrugsskandal der BRD-Nachkriegsgeschichte: Es ist ein höchst unterhaltsamer Film über den steilen Aufstieg und tiefen Fall der Firma Flowtex.

Der Film samt anschließender Doku kam gut an beim Publikum:

Mit 4,68 Millionen, und 4,32 Millionen Zuschauern erreichte die ARD einen Marktanteil von 15 Prozent und sicherte sich damit den 2. und 3. Platz der am meisten gesehenen Programme (Platz eins belegte die Tagesschau).

Nach sieben Jahren Haft lebt er auf Mallorca

Als Big Manni war „Tatort“-Kommissar Hans-Jochen Wagner zu sehen. Gedreht wurde auch in der Original-Villa, die Schmider zu Hochzeiten seines Betrugs selbst bewohnte. Wie man in der Doku nach dem Film sehen kann, ist Schmider selbst dort heute unerwünscht, der jetzige Eigentümer lässt ihn nicht auf das Gelände.

Nach seiner Verhaftung im Jahr 2000 saß Schmider eine siebenjährige Haftstrafe ab. Heute lebt er auf Mallorca.

So lief der FlowTex-Skandal

Zwischen 1994 und 1999 handelte das badische Unternehmen FlowTex mit Sitz in Ettlingen mit Horizontalbohrmaschinen zur Verlegung von unterirdischen Leitungen. Allerdings gab es von den 3142 verkauften Bohrern für je rund 1,5 Millionen DM nur 270 Stück wirklich.

Das fiel lange nicht auf, da mit einer sogenannten Sale-Lease-Back-Transaktion gearbeitet wurde. FlowTex verkaufte die Geräte an Leasinggesellschaften und Banken, um sie dann selbst wieder zu mieten. Damit schafften sie sich Sicherheiten, um von anderen Banken Kredite zu bekommen. Jahresabschlussprüfungen wurden entsprechend gefälscht, um über die mangelnde Anzahl Geräte hinwegzutäuschen.

„Man musste kreativ sein“, sagt Schmider an einer Stelle in der Doku, denn die Geräte, für die er Millioneninvestitionen an Land gezogen hatte, funktionierten nicht richtig. So war für ihn der Weg, ein profitables Unternehmen vorzuweisen, der Betrug: Ausgetauschte Schilder bei Betriebsbesuchen, die größere Anzahlen versprachen, geschönte Berichte, motivierende Reden, schließlich auf Drängen der Politik der Kauf des Flughafens Karlsruhe.

Das alles sei so nicht geplant gewesen, so Schmider. Doch das Luxusleben genoss er schließlich doch.

Insgesamt entstand durch die Tätigkeiten von FlowTex ein Schaden von etwa fünf Milliarden D-Mark. Für die Ermittlungen wurden 55 Hausdurchsuchungen durchgeführt und 123 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zwei FDP-Minister verloren ihr Amt.

By:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert