Thursday, 2nd May 2024
2 Mai 2024

Warum ist die Verunsicherung so groß?

Nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 Max 8 innerhalb von fünf Monaten und insgesamt 346 Toten gerät der amerikanische Flugzeugbauer immer mehr unter Druck: Passagiere weigern sich, mit dem Maschinentyp zu fliegen, immer mehr Staaten verlieren das Vertrauen in die Sicherheit der Boeing und haben mit Luftraumsperrungen reagiert.

BILD beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Abstürzen und den Folgen.

Warum ist die Verunsicherung so groß?

Sowohl der Absturz in Äthiopien (157 Tote) als auch vor rund fünf Monaten in Indonesien (189 Tote) weisen Parallelen auf: Beide Boeing 737 Max 8 waren nur wenige Monate alt, die Piloten erfahren, das Wetter gut – und beide Maschinen stürzten wenige Minuten nach dem Start wie ein Stein zu Boden.

Was ist die Boeing 737 Max 8?

Es handelt es sich um eine Weiterentwicklung des meistverkauften Passagierflugzeugs der Welt (rund 10500 Auslieferungen, 5000 Bestellungen). Bei den Max-Versionen wurden sparsamere und größere Triebwerke unter den Tragflächen angebracht. Sie ragen aber weiter als bei anderen Versionen nach vorn und erschweren den Piloten in bestimmten Fluglagen die Kontrolle über die Maschine. Daher wurden erstmals eine neue Steuerungs-Software verbaut, das MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System). Diese soll bei einem drohenden Stömungsabriss automatisch die Fluglage korrigieren.

Das MCAS steht im Verdacht, den Absturz der Lion-Air-Boeing im Oktober 2018 mit verursacht zu haben. Ob es auch diesmal so war, muss die Auswertung der gefundenen Blackbox ergeben.

  • Zwei Abstürze desselben Typs

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Wie reagiert Boeing?

Der US-Flugzeughersteller hat inzwischen ein Softwareproblem bei Maschinen des Typs 737 Max eingeräumt und will bis Ende April ein Software-Update für das MCAS zur Verfügung stellen. Außerdem sollen Handbücher und Training der Crews „angepasst“ werden.

Am Dienstag hieß es in einem Statement: „Wir haben volles Vertrauen in die Sicherheit.“ Boeing äußerte aber Verständnis dafür, dass Aufsichtsbehörden und Airlines „Entscheidungen treffen, die sie am angemessensten für ihre Heimatmärkte halten“. Heißt im Klartext: Sie glauben an die Sicherheit ihrer Maschinen, haben aber Nachsicht für die aktuellen Luftraumsperrungen. Das Unternehmen arbeite weiter mit Behörden und Kunden zusammen, damit diese die nötigen Informationen erhielten, um Vertrauen in den Betrieb der Flotte zu haben.

Wie reagieren die Fluggesellschaften?

Immer mehr Airlines lassen ihre Max-8-Flotte inzwischen aus Sicherheitsbedenken am Boden, darunter die deutsch-englische TUIfly und Turkish Airlines. Weltweit nutzen Fluggesellschaften über 350 Maschinen vom des Typs.

Zahlreiche Länder haben reagiert: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Italien, Irland, die Niederlande, Malaysia, Singapur und Australien schlossen vorerst ihren Luftraum für das Modell. Am Abend sperrte die europäische Luftfahrtbehörde EASA den gesamten europäischen Luftraum für den Flugzeugtyp.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte dazu, Sicherheit gehe vor. Auch die britische Regierung sprach von einer „Vorsichtsmaßnahme“. Der Oman erlaubt keine Starts und Landungen des Flugzeugtyps mehr.

Warum darf die 737 Max 8 trotzdem noch fliegen?

Die amerikanische Luftaufsichtsbehörde FAA hält den Typ nach wie vor für sicher und will vor einem weltweiten Startverbot erst noch die Auswertungen der Blackboxes abwarten.

Allerdings forderte sie Boeing zu Änderungen an den Maschinen auf, dazu soll ein Software-Update gehören. Die FAA will einschreiten, wenn die Ermittlungen strukturelle Sicherheitsprobleme offenbaren.

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