Friday, 10th May 2024
10 Mai 2024

VW schießt gegen Scheuers Diesel-Plan

Beim Hick-Hack um Hardware-Nachrüstungen für Diesel-Autos wehrt sich Volkswagen jetzt gegen den Scheuer-Plan!

Der Konzern fürchtet, dass eine „technisch nicht ausgereifte Nachrüstlösung“ den Autos schaden könnte. „Das Fahrzeug wird sehr wahrscheinlich mehr verbrauchen, an Leistung verlieren und auch lauter werden“, erklärte VW-Entwicklungschef Frank Welsch am Freitag. Sein Urteil: „Dies können wir als Automobilhersteller im Sinne unsere Kunden weder befürworten noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstungen ab.“

In einem 30-seitigen Papier, das BILD vorliegt, hatte Verkehrsminister Andreas Scheuer (44, CSU) die technischen Anforderungen an Hardware-Nachrüstungen festgelegt – und so den rechtlichen Weg für die Produktion der Technik freigemacht.

Die einzige Technologie, die aktuell als Lösung in Frage kommt, ist das sogenannte SCR-System. Dabei wird ein Tank mit einer „AdBlue“ genannten Harnstoff-Lösung in das Auto verbaut. Die Flüssigkeit wird in einem Katalysator mit den Abgasen vermengt, die Mischung zieht so die Stickoxide aus den Abgasen.

Unsicherheit über Nachrüstungs-Technologie

Ob die VW-Vorwürfe gegen die SCR-Technologie gerechtfertigt sind, ist noch völlig unklar! Bisher wird die Technik für Pkw nur vom ADAC getestet. Dem Autoclub liegen noch keine Informationen über die Auswirkungen der Nachrüstungen auf Verbrauch, Leistungsverlust und Lautstärke vor, erklärte ein Sprecher gegenüber BILD.

▶︎ Weitere Unklarheit: Die Kostenübernahme für die Nachrüstungen.

Der Einbau der SCR-Technologie wird höchstwahrscheinlich rund 3000 Euro kosten. Ursprünglich hatten VW und Daimler zugesagt, die Kosten für die Nachrüstungen in 15 akut von Fahrverboten betroffenen Städten zu übernehmen. Die Verhandlungen darüber sind aber noch nicht abgeschlossen.

Bereits im November hatte VW erklärt, der Konzern werde Hardware-Nachrüstungen nicht anbieten und Fahrzeughaltern auch nicht empfehlen.

Daimler hatte nach einem Spitzentreffen im November erklärt, die Nachrüstung müsse durch einen Drittanbieter entwickelt und angeboten und vom Kraftfahrt-Bundesamt zertifiziert und zugelassen werden: „Sie muss nachweislich dazu berechtigen, in bestimmten Städten auch in Straßen mit Fahrverboten einzufahren.“ Daimler stehe mit Nachrüstanbietern im Austausch.

BMW ist komplett gegen die Nachrüstungen, will Dieselbesitzer aber nach Auslaufen der „Umtauschprämien“ mit der gleichen Summe unterstützen – etwa für einen Neukauf. Es ist aber unklar, wie genau das funktionieren soll.

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Die Autobauer weigern sich außerdem für Folgeschäden durch Nachrüstungen zu haften. „Wenn ein Kunde sein Fahrzeug umbauen lässt, dann tragen er und der Nachrüster auch die Verantwortung für mögliche Folgeschäden“, erklärte Deutschlands oberster Auto-Lobbyist und VDA-Chef Bernhard Mattes der WELT.

Unklar ist auch, ab wann die Nachrüstungen überhaupt verfügbar sein werden. Nach BILD-Informationen sind beim zuständigen Kraftfahrtbundesamt noch keine vollständigen und entscheidungsreifen Anträge für Pkw-Nachrüstsätze eingegangen. Aber, so heißt es weiter hinter den Kulissen: 2019 sollen Autofahrer die Nachrüstungen bekommen können, womöglich sogar schon im 1. Halbjahr.

Der Ball liegt jetzt bei den Herstellern von SCR-Technologie. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (50, SPD) begrüßte, „dass jetzt endlich Bewegung in die Sache“ komme.

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