Friday, 26th April 2024
26 April 2024

„Völlig übermotorisierte Panzermodelle“

Ärgern Sie sich über die vielen Riesen-Schlitten auf den Straßen? Stimmen Sie ab!

Großer Autogipfel zu den großen Fragen der Auto-Zukunft!

Am Abend kommt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit mehreren Ministern und den Spitzen von Union und SPD zusammen, um mit den Managern der Autokonzerne und Gewerkschaften über die Zukunft der Autobranche zu sprechen.

Im Kern wird es um die Frage gehen: Wie schafft Deutschland den Wandel hin zu neuen Antriebsarten und mehr Klimaschutz bei der Mobilität? Auch die Auswirkungen auf die Beschäftigten und computergesteuertes Fahren sollen besprochen werden.

Thema könnte außerdem die Debatte um die steigende Zahl der Neuzulassungen von SUVs sein. Die schweren Schlitten werden nämlich – entgegen dem Umwelt-Trend – immer beliebter in Deutschland. Erste Politiker wollen deshalb nun weniger SUVs auf den Straßen haben.


Hintergrund der Debatte ist eine Analyse, wonach in diesem Jahr erstmals mehr als eine Million Fahrzeuge der populären Geländelimousinen zugelassen werden. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lag der Anteil an SUV-Neuzulassungen bei 31,1 Prozent – das ist Rekord! Hervor geht das aus Hochrechnungen von Professor Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des „Center Automotive Research“ an der Universität Duisburg-Essen.

SPD, Linke und Grüne kritisieren den SUV-Trend

2018 feierte das SUV demnach den bisherigen Höhepunkt seiner Verkaufsgeschichte: 990 047 neue Geländelimousinen schafften es auf die deutschen Straßen. Der Marktanteil lag bei 28,8 Prozent.

Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Politiker von SPD, Linken und Grünen kritisieren die steigenden Zulassungszahlen – und fordern in einem Bericht der „Welt“, den Absatz der dicken Karren mit hohem Spritverbrauch zu drosseln.

▶︎ „SUV haben im Vergleich zu Kleinwagen einen erheblich höheren Schadstoffausstoß, werden aber zurzeit aus den verschiedensten Gründen – hohe Sitzposition, hohe Anhängelast, geländetauglich – vermehrt gekauft“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kirsten Lühmann, zur „Welt“. Die SPD fordere deshalb ambitionierte Flottengrenzwerte auf EU-Ebene, mit der die Autobauer dazu angehalten werden sollen, die technische Entwicklung voranzutreiben.

▶︎ Ingrid Remmers, verkehrspolitische Sprecherin der Linken, sagte der Zeitung: „Es ist völlig absurd, 1,9 Tonnen Gewicht zur Beförderung von durchschnittlich 80 Kilogramm Mensch zu bauen.“ Nach dem Dieselskandal ließen sich die alten Fahrzeuge offenbar nicht weiter verkaufen, weshalb es nun „völlig übermotorisierte Panzermodelle“ richten sollten. „Damit wird der notwendige Klimaschutz ad absurdum geführt.“

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Interessant: Die Geländelimos waren nicht immer so beliebt: „Im Jahre 1995 waren SUV in Deutschland noch regelrechte Exoten“, sagt Experte Dudenhöffer. Damals hatte der SUV gerade mal einen Marktanteil von zwei Prozent, 67 752 der dicken Schlitten wurden zugelassen.

▶︎ „SUV war noch eher das Auto für den ‚Oberförster‘ oder Daktari-Fans. Die TV-Serie hatte den Landrover Defender, eines der Urgesteine der Geländewagen, populär gemacht“, sagt Dudenhöffer.

Erst im Jahr 2010 gingen die SUV-Verkäufe so richtig durch die Decke. Seitdem wächst der Markt, laut dem „Compound Annual Groth Rate“ jährlich um 13 Prozent.

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Jeep, Landrover und Jaguar ganz vorne dabei

Was die Analyse auch zeigt: SUVs werden in Deutschland nicht unbedingt von Geschäftsleuten, sondern vor allem von privaten Autokäufern zugelassen (41,8 Prozent). Bei Limousinen und Kombis lagen die Anteile der Firmenzulassungen bei 30 beziehungsweise 40 Prozent. Bei SUVs waren es lediglich 21 Prozent.

Jeep und Landrover sind laut der Analyse reine „SUV-Marken“: Der Anteil der breiten Brummer liegt hier bei 100 bzw. 95 Prozent. Jaguar besteht zu 70 Prozent aus SUVs, Volvo aus 68 Prozent. 51 Prozent der Alfa Romeo-Autos sind Geländelimousinen. Auch Rolls Royce verkauft mehrheitlich dicke Schlitten (51 Prozent). Dudenhöffer: „Einzig Ferrari, Aston Martin und McLaren oder Smart sind noch SUV-abstinent.“

Die Flotten der deutschen Autobauer VW und Mercedes bestehen nur zu 24 bzw. 21 Prozent aus Geländelimos, bei Opel und BMW aus 35 und 27 Prozent.

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„Luft nach oben“

Trotz der Kritik an den dicken Schlitten – die Zulassungszahlen dürften weiter steigen. Dudenhöffer: „Es ist noch ,Luft nach oben‘. Im Jahre 2020 werden in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Drittel aller Neuwagen SUV sein und 2025 kann man mit mehr als 35 Prozent Marktanteil rechnen. Es läuft in Richtung der Schweiz.“

In den USA machten sie in den ersten Monaten 70 Prozent des US-Marktes aus. Nur noch 30 Prozent der Autos sind dort klassische PKWs. Auch in der Schweiz sind die Schlitten beliebt: Der SUV-Anteil betrug in den ersten fünf Monaten des Jahres 44 Prozent.

Laut Dudenhöffer sind die SUVs nicht unbedingt so monströs wie häufig angenommen. Die Zahlen zeigen, „dass SUV mittlerweile eher VW-Golfs statt Porsche Panamera sind“. 52 Prozent aller in den ersten vier Monaten neu zugelassenen SUV in Deutschland hätten Golf-Länge oder weniger. Allerdings räumt er ein: „SUV sind in der Regel breiter und etwas länger als
vergleichbare Limousinen.“

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