Sunday, 12th May 2024
12 Mai 2024

Trumps Strafzölle gefährden deutsche Löhne

Europa siecht am Rande der Krise ++ Steuersenkungen notwendig

Der Handelsstreit zwischen den USA und Europa lässt Aktionäre und Autobauer zittern. Die Unsicherheit über Strafzölle auf deutsche Autos sorgt mit dafür, dass der Dax (Deutschlands wichtigster Aktienindex) dieses Jahr rund 20 Prozent Verlust machte – zum ersten Mal seit 2011.

Aber welche Folgen hat das für uns Verbraucher? Sorgt der Handelszoff für steigende Preise und sinkende Löhne? Clemens Fuest (50), Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) antwortet in BILD auf die drängendsten Fragen.

BILD: Handelskriege sorgen für Unsicherheit. Spüren wir das schon in unserer Geldbörse?

Clemens Fuest: „Noch nicht. Erst wenn Europa mit Strafzöllen auf amerikanische Waren reagiert, werden Verbraucher zum Beispiel für Jeans oder Reis mehr zahlen müssen.“

Jeder zehnte deutsche Arbeitsplatz hängt an der Autoindustrie. Was passiert, wenn Donald Trump Ernst macht, Sonderabgaben von 25 Prozent auf deutsche Autos verlangt?

Fuest: „Das würde unsere Wirtschaft empfindlich treffen. Deutsche Autos würden über Nacht in den USA teurer werden, der Absatz zurückgehen. Rund fünf Milliarden Euro an Wertschöpfung gingen verloren. Das entspricht 0,14 Prozent weniger Wachstum.“

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Welche Folgen hat das für die Arbeitnehmer?

Fuest: „Für die Unternehmen werden die Spielräume enger. Lohnsteigerungen wie in den vergangenen Jahren wären nicht mehr möglich.“

Weltweit trübt sich die Lage ein. Stehen wir am Beginn eines Abschwungs?

Fuest: „Nein! Insbesondere dank der guten Binnenkonjunktur wird die deutsche Wirtschaft weiter wachsen – wenn auch nicht mehr so stark. 2019 wird erneut ein Rekordjahr für den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbstätigen wird auf mehr als 45 Millionen steigen.“

„Es ist ein Siechen am Rande der Krise“

Das klingt gut für Deutschland. Doch die EU kämpft mit neuen Problemen. Italien und zuletzt auch Frankreich weichen ihre Haushaltsdisziplin auf. Kommt eine neue Euro-Krise?

Fuest: „Es ist ein Siechen am Rande der Krise. Positive Entwicklungen wie in Spanien oder Portugal werden zunichte gemacht. Ein Aufweichen der Stabilitätskriterien wäre der letzte Sargnagel für ein stabiles Währungssystem.“

Und wenn dann doch die Wirtschaft schrumpft …

Fuest: „… dann droht eine harte Landung. Wir gehen deutlich schwächer in einen möglichen Abschwung. Die Staatsverschuldung in den Euroländern ist so hoch wie nie. Die Europäische Zentralbank hätte durch ihre Nullzins-Politik kein Instrument zum Gegensteuern.“

Deutschland verzeichnet Rekordeinnahmen bei den Steuern. Auf eine Entlastung warten Arbeitnehmer seit Jahren vergebens. Können wir keine Steuern mehr senken?

Fuest: „Die Große Koalition hat sich für einen Staat mit hohen Steuern und Abgaben entschieden. Das heutige Steuerrecht führt zum Beispiel dazu, dass für eine Alleinerziehende nach einer Gehaltserhöhung das Nettoeinkommen sinkt. Wir brauchen daher eine umfassende Reform mit Senkungen für Steuerzahler und Unternehmer.“

Eine Entlastung der Unternehmen trotz sprudelnder Gewinne?

Fuest: „Von einer Senkung würden die Beschäftigten ganz erheblich profitieren. So führt bislang eine Erhöhung der Gewerbesteuer um einen Euro zu Lohneinbußen von 0,65 Euro.“

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