Tuesday, 7th May 2024
7 Mai 2024

Obst und Gemüse in Plastik istgünstiger als unverpackt

Die Verpackungssünde in unseren Supermärkten besteht weiterhin!

Trotz eines wachsenden Achtsamkeitstrends werden zwei Drittel der Obst- und Gemüseprodukte weiter in Plastikverpackungen angeboten!

Das ist das erschreckende Ergebnis einer Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg zusammen mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Verbraucherschützer nahmen 1394 Angebote von Tomaten, Möhren, Paprika, Gurken und Äpfeln in 42 Filialen der größten Lebensmittelhändler unter die Lupe.

Plastik-Quote bei Penny und Aldi besonders hoch

Auffällig war zudem, dass Billig-Discounter klar mehr Obst und Gemüse in Plastikverpackungen verkaufen als Supermärkte.

► Bei Penny und Aldi ist die
durchschnittliche Plastikquote mit 81 und 74 Prozent
besonders hoch, bei Edeka mit 48 Prozent deutlich geringer.

Unverpackt heißt teurer!

Unverpacktes Obst und Gemüse ist zudem häufig teurer. Bei deutlich mehr
als der Hälfte von 162 vorgenommenen Preisvergleichen war die
unverpackte Variante kostspieliger.

Konkret konnten Verbraucher nur bei rund einem Drittel der angebotenen Waren durch den Verzicht auf Plastik auch Geld sparen.

► Besonders
auffällig ist das bei Möhren und Äpfeln: 96 Prozent der Möhren und 76
 Prozent der Äpfel sind unverpackt teurer als das jeweilige Pendant
mit Plastikhülle.

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In 31 der insgesamt 42 besuchten Discounter und
Supermärkte zahlen Verbraucher für einen umweltfreundlichen Einkauf
mehr Geld.

Bei den 162 vorgenommenen Preisvergleichen der Stichprobe
müssten Konsumenten, die auf Plastik verzichten wollten, 273,64 statt
233,92 Euro berappen.

► „Es reicht nicht, Verbrauchern Mehrwegnetze anzubieten, wenn sie dann
überwiegend vorverpackte Produkte in den Regalen finden. Der Handel
ist in der Pflicht, das Angebot an unverpacktem Obst- und Gemüse zu
vergrößern. Einige Läden zeigen bereits, dass das geht. Vor allem
Discounter müssen ihre Hausaufgaben noch machen“, mahnt vzbv-
Vorstand Klaus Müller.

► Michael Knobloch, Vorstand der
Verbraucherzentrale Hamburg, legt nach: „Händler, die mehr Geld für
unverpacktes Obst und Gemüse verlangen, ohne dass dieses qualitativ
besser ist, tun weder Verbrauchern noch der Umwelt einen Gefallen.

Und weiter: „Wer umweltfreundlich einkaufen will, darf dafür nicht zusätzlich zur
Kasse gebeten werden.“

Tomate ist Plastiksünde Nummer eins – doch es gibt Hoffnung bei den Gurken

Die Plastikbilanz von Tomaten stellte sich bei der Untersuchung als besonders schlecht heraus. Insgesamt 360 Fällen verpackter Tomaten standen nur 103 unverpackte Angebote
gegenüber – das entspricht einer durchschnittlichen Plastikquote von 78 Prozent
.

► In einem Kaufland-Markt waren 14 von 16 verschiedenen
Tomatensorten in Plastik verpackt: 88 Prozent Plastik-Quote.

► Bei jeweils
einer Lidl- und einer Penny-Filiale fiel der Anteil mit neun verpackten und einer
unverpackten Sorte sogar noch höher aus: 90 Prozent Plastik-Quote.

► Paprika und Möhren waren bei einigen Discountern ausschließlich in
Plastikverpackungen erhältlich.

► Discounter Penny beispielsweise
verkaufte Paprika in keiner einzigen seiner insgesamt sechs überprüften
Filialen ohne Plastikhülle.

► In den jeweils fünf besuchten Märkten von Lidl
und Netto wiederum waren keine Möhren ohne Plastikschale oder
-beutel zu finden.

Kleine Lichtblicke konnten die Verbraucherschützer bei Gurken ausmachen.
Sie schnitten mit einer Plastik-Quote von 43 Prozent am besten
ab. Normale Schlangengurken werden praktisch nur noch ohne
Plastikhülle verkauft, kleinere Snackgurken hingegen stecken oft in
Plastikcontainern.

Im Grunde wäre die Logik wie folgt: Erfüllt die
Verpackung keine Schutzfunktion, ist sie überflüssig.
Doch die im Verpackungsgesetz geforderte Verpackungsvermeidung spielt
in der Praxis offenbar keine Rolle …

Wie kann auf unnötig verpackte Lebensmittel verzichtet werden, wenn Obst ohne Plastik zu teuer ist?

Plastik-Experte Tristan Jorde, Fachbereich Umwelt und Produktsicherheit der Verbraucherzentrale, zu BILD:

„Das Ergebnis bietet einen hinreichend guten Einblick in die Verpackungssituation in Supermärkten. Für Verbraucher ist es ratsam, eigene Tüten und Boxen mitzuführen, Supermärkte mit übermäßig verpacktem Angebot zu meiden und nach Möglichkeit auf regionale oder Bioprodukte vom Wochenmarkt umzusteigen.“

Und weiter: „Der Preisunterschied ist eine Bankrotterklärung des Verpackungsgesetzes, da dieses eigentlich in die gegenteilige Richtung wirken und die wenig verpackten Güter preislich belohnen sollte.“

Wie sollten Gesetzgeber und Supermarktketten auf die offensichtlichen Preisunterschiede reagieren?

Jorde: „Mit einer Novellierung des Verpackungsgesetzes, damit der Preisunterschied für die Supermärkte in der Kalkulation spürbar wird – und ein verstärktes Angebot loser Ware mit mehr Personal zur Bedienung.“

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