Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Kurios, was die Deutschen mit ihrem Kleingeld machen

Es kann einen wahnsinnig machen. Kleingeld, das unters Sofa rollt, in Manteltaschen rumklimpert oder das Portemonnaie verbeult. Ein beliebter Kniff: Geldbörse auf, Münzen zu Hause in einer Dose sammeln.

Fakt ist: Deutschland ist noch immer ein Land, das am Kleingeld hängt. Summen bis fünf Euro werden zu 96 Prozent bar bezahlt, fand die Bundesbank heraus. Wir haben im Schnitt 107 Euro dabei, häufig sechs Euro als Kleingeld.

Während man bei skandinavischen Bäckern oder englischen Pubs mit Karte zahlt, werden in Deutschland Münzen auf den Tresen gelegt. Andere Länder haben kleine Cent-Münzen sogar aus dem Alltag verbannt – in den Niederlanden etwa wird beim Einkauf auf 5 Cent gerundet.

Was Geld-Experten über das Kleingeld wissen

Wie viele Münzen bei Leuten daheim noch rumliegen, kann keiner genau sagen. Die Bundesbank geht davon aus, dass 60 bis 70 Prozent des Geldes, das sie ausgibt, im Ausland unterwegs ist. Fünf bis zehn Prozent der Münzen und Scheine sind direkt im Umlauf, also etwa an Ladenkassen.

Der Rest? Wird gehortet oder ist verloren gegangen. „Man darf nicht vergessen, dass wohl auch viele Münzen zwischen Autositzen liegen. Oder in der Winterjacke, die man jetzt aus dem Schrank holt“, sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands in Berlin. Viele haben zu Hause Geldkassetten, Spardosen oder eben Kleingeldgläser.

Einer, der sein Kleingeld daheim ausleert, ist Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. In „ein schönes rotes Sparschwein“, wie der 64-Jährige sagt. „Wenn es voll ist, wird es eingezahlt.“ Das Abgeben von Münzen lassen sich manche Banken mittlerweile bezahlen, wie ein Blick in die Preisverzeichnisse zeigt.

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Wohin mit den lästigen Münzen?

Die Institute regeln das sehr unterschiedlich, heißt es bei den jeweiligen Verbänden der Sparkassen, der Privatbanken sowie der Volks- und Raiffeisenbanken. Manche nehmen Gebühren von Gewerbekunden oder Fremdkunden, andere ab einem bestimmten Betrag oder Alter.

Bei der Hamburger Sparkasse zum Beispiel zahlt der „überwiegende Teil“ der Kunden nichts, sagt Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Bei anderen fällt seit 2016 eine Gebühr an, wenn sie mehr als fünf Münzrollen und fünf Beutel pro Monat abgeben.

Auch bei der Berliner Sparkasse kann man Münzen in Plastikbeuteln abgeben (sogenannten „Safebags“). Wer älter als 26 Jahre ist, zahlt pro Beutel 7,50 Euro. Die Berliner Volksbank nimmt eine Gebühr, wenn man mehr als 100 Euro im Monat einzahlt. Das Handling von Bargeld sei immer teurer geworden, auch durch neue Auflagen, sagt Schleweis. So müssten Banken mittlerweile auch Hartgeld auf Fälschungen prüfen.

„Das Geld muss zum Beispiel ausgezählt, auf Umlauffähigkeit und Echtheit geprüft, für den Geldtransport aufbereitet und versichert transportiert werden“, sagt ein Sprecher der Berliner Sparkasse. Im laufenden Jahr hätten Kunden dort Münzen im Wert von rund 18 Millionen Euro eingezahlt.

Privatkunden können Münzen auch „in haushaltsüblichen Mengen“ ohne Gebühr bei den 35 Bundesbankfilialen wechseln. Vorausgesetzt, man hat eine in der Nähe.

Komplizierter ist es für Unternehmen, denn auch das Besorgen von Wechselmünzen kann teuer sein. Geschäfte im nordrhein-westfälischen Kleve hatten deswegen den Versuch gestartet, wie in den Niederlanden zu runden. Das lief nicht wie erhofft.

Und so ergeben sich an Ladentheken oft Tauschgeschäfte. „Ich kann Ihnen noch 27 Cent geben“, sagen Kunden dann gern. Und die Verkäufer nicken zustimmend. So wird man beim Einkauf Münzen los, ohne sie nach Hause zu tragen. Wer gar nicht weiß, wohin mit dem Kleingeld, kann es auch mit Trinkgeld versuchen.

Aber Achtung bei der Summe! In Rheinland-Pfalz hat ein betrunkener Fahrgast mal für Ärger gesorgt, weil er dem Taxifahrer drei Cent angeboten hat. Der Fahrer warf die Münzen aus dem Auto. Am Ende rückte die Polizei an.

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