Sunday, 19th May 2024
19 Mai 2024

Fast 2 MillionenWohnungen stehen leer

++ Besonders der Osten leidet ++ Experte: »Es wird zu viel neu gebaut

Alle reden über Wohnungsmangel – dabei stehen bundesweit viele Wohnungen leer!

Wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, ist Wohnungsleerstand ein immer größeres und bundesweites Problem. Rund 4,7 Prozent aller Gebäude in Deutschland sind demnach unbewohnt und ungenutzt.

Das entspricht rund 1,94 Millionen Wohnungen – Tendenz steigend! Die Studie stützt sich auf Daten des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Besonders groß ist das Problem – wie zu erwarten – im Osten: In 40 von 77 ostdeutschen Kreisen stehen mindestens zehn Prozent aller Wohnungen leer. Gleichzeitig gibt es viele Regionen, in denen es so gut wie keinen Leerstand gibt – dazu zählen vor allem die Ballungszentren.

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Leerstand kostet

Der Leerstand ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein ökonomisches Problem: Denn Eigentümern entgehen Mieteinnahmen, die Steuern und Betriebskosten für die Immobilien sind jedoch weiterhin fällig.

Hinzu kommt: Wenn Immobilien länger leer stehen, verfallen Fassaden und Gärte verwildern, es kommt vermehrt zu Vandalismus – und das wiederum drückt die Kaufpreise und Mieten für Immobilien in der Umgebung.

Autoren: Mancherorts wird zu viel gebaut

Was aber hilft gegen den Leerstand? Laut der Studie braucht es eine gezielte Förderung, eine bessere Abstimmung zwischen benachbarten Gemeinden und weniger Neubauten in Gegenden, in denen viele Gebäude leer stehen und der Bedarf nach Wohnraum klein ist.

Konkret empfehlen die IW-Autoren vor allem eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. „Wir müssen mit Grund und Boden sparsam und schonend umgehen“, sagt Studienautor Michael Voigtländer.

Voigtländer stellte zudem eine paradoxe Entwicklung fest: „Gerade in Gegenden, in denen es Leerstand gibt und es fast keinen Bedarf nach neuem Wohnraum gibt, wird zu viel gebaut.“

Ein weiterer Ansatz gegen leerstehende Wohnungen ist eine bessere Abstimmung zwischen Gemeinden und umliegenden Regionen:

Gerade schrumpfende Gebiete brauchen grenzüberschreitende Entwicklungskonzepte, um Innenstädte und Gewerbeflächen zu stärken.

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Wichtig ist außerdem eine treffsichere Förderung – so wie die Städtebauförderung des Bundes. „Sie muss Städte und Dörfer gezielt unterstützen, um dem demographischen Wandel zu begegnen und Leerstände zu vermeiden“, so Voigtländer.

Und weiter: „Neben der Aufwertung der Zentren kann das auch den gezielten Abriss beinhalten.“

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Immo-Experte erklärt das Desaster

Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, zu BILD: „Das Problem ist, dass der Leerstand gerade in kleinen Orten häufig innerstädtisch in Altbauten ist. Das sind oft Wohnungen, die nicht mehr den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen entsprechen.“

Und weiter: „Gleichzeitig suchen solche Kommunen oft geradezu händeringend nach Einnahmen. Der Verkauf neuen Baulands und die angestoßenen Baumaßnahmen sorgen natürlich für Impulse.“

Aber: „Doch der Leerstand wird dadurch nicht abgebaut, sondern verfestigt sich. Tatsächlich sinkt die Vermarktungsfähigkeit mit jedem Jahr Leerstand.“

„Die Autoren sprechen damit ein seit Jahren existentes Problem an. Gesamtwirtschaftlich wäre die Stärkung des Bestands sinnvoller als der Neubau, doch einzelwirtschaftlich bleiben die privaten Entscheidungen nachvollziehbar – sowohl jene der Kommunalpolitiker als auch jene der Immobiliennutzer.“

„Immobilienwirtschaftlich ist das kein kleines Dilemma, denn der Umbau im Bestand – gerade bei denkmalgeschützten Bauten – kann häufig nicht heutige Bau- und Wohnstandards erreichen; denkt man nur an Zimmerhöhen oder Raumzuschnitte“, so Just. „Ein echtes immobilienwirtschaftliches Problem entsteht vor allem dann, wenn die Neubauten durch Einwohner desselben Ortes bezogen werden.“

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