Sunday, 19th May 2024
19 Mai 2024

Diese Maschine machtWasser aus Luft

Zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Knapp die Hälfte davon – jeder achte Mensch – verfügt noch nicht einmal über eine Grundversorgung mit Wasser. Laut aktuellem UN-Weltwasserbericht könnte bis 2050 die halbe Weltbevölkerung vom Wasser-Mangel betroffen sein.

Doch zu diesem Horror-Szenario muss es nicht kommen. Eine Firma aus Israel hat dem weltweiten Durst den Kampf angesagt: Sie produziert Maschinen, die Wasser herstellen – aus Luft.

Der High-Tech Vorort Herzliya-Pituach ist 20 Minuten von Tel Aviv entfernt. Hier ist der israelische Innovationsgeist zuhause. Tüftler und junge Firmen-Gründer arbeiten an den Ideen von morgen. Neben Microsoft und Google sitzt hier eine noch relativ unbekannte Firma, der viele eine große Zukunft voraussagen. Watergen wurde 2009 von israelischen Ingenieuren gegründet und sollte mit einem neuartigen System israelische Militärstützpunkte, die oft tief in der Wüste liegen, mit Wasser versorgen.

Auf dem Dach der Firmenzentrale kann probiert werden, was bis vor wenigen Jahren noch undenkbar schien: Eine Maschine, die – ohne zusätzliche Infrastruktur – Trinkwasser liefert.

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Luftfeuchtigkeit hat riesiges Potential

Wie kann das gehen?

Im Prinzip ganz einfach: Die Maschine saugt Luft ein, filtert die Feuchtigkeit, die darin enthalten ist und bringt innerhalb von wenigen Minuten den Wasserhahn zum Laufen. Liter für Liter kann das Wasser dann ganz einfach abgefüllt werden.

Dahinter steht ein cleverer Gedanke. Denn Luftfeuchtigkeit ist nichts anderes als ein riesiger, unsichtbarer Fluss, der sich durch unsere Atmosphäre zieht. Dieser Fluss kann Millionen Menschen in trockenen Gebieten vor dem Verdursten retten. Dieses Potential macht sich Watergen zu nutze.

Das System, das hier genutzt wird, ist eine vielversprechende Entwicklung aus einem Land, das weltweit führend ist im Bereich Wasser-Management.

Milliardär mit großer Vision

Hinter dem Unternehmen steckt Michael Mirilashvili (58). Der georgisch-israelische Milliardär hat die Firma 2016 übernommen. Sein Einstieg war der Beginn einer weltweiten Wasser-Revolution. Heute stehen seine Anlagen überall auf der Welt, u.a. in Südafrika, Vietnam, Indien und den USA.

Für die Wassermaschinen gilt: Je feuchter und heißer die Umgebung, desto größer die Wasserausbeute. Das prädestiniert die Maschine gerade für den Einsatz in Lateinamerika, Südostasien oder Indien.

„Die Welt zu einem besseren Ort machen“, das ist das Ziel von Mirilashvili. Der Investor möchte den Gebrauch von Plastikflaschen drastisch reduzieren.

Mirilashvili treibt die Expansion seines Unternehmens massiv voran. Mehrere internationale Auszeichnungen für Innovation haben die israelischen Technik-Pioniere bereits erhalten. Und ihr Optimismus kennt keine Grenzen: „In zwei Jahren wird die Trinkwasser-Versorgung an Orten mit extremem Wassermangel nicht wiederzuerkennen sein. Wir werden die Menschheit mit einer sauberen und erneuerbaren Wasserquelle versorgen. Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis.“

Frisches Wasser auf verschmutzter Luft

Überall dort, wo die Trinkwasserversorgung unterbrochen oder unzureichend vorhanden ist, kann auf die israelische Technologie zurückgegriffen werden.

Der große Vorteil: Der Betrieb einer Wasser-Maschine mit Batterien und Solarstrom macht es möglich, auch dann für Trinkwasser zu sorgen, wenn sonst keine Infrastruktur existiert.

Die derzeit größten Anlagen, die äußerlich einer übergroßen Klimaanlage ähneln, können an einem Tag bis zu 5000 Liter Trinkwasser erzeugen. An welchem Ort die Maschine der Luft das Wasser entzieht, spielt dabei keine Rolle. Die Wasserqualität unterschreitet alle von den Gesundheitsorganisationen gesetzten Grenzwerte um ein Vielfaches. Selbst in einer Stadt wie Peking, die berüchtigt ist für ihre Luftverschmutzung, bleibt am Ende des Filterprozesses der Luft nur eins übrig: kristallklares und völlig keimfreies Wasser.

So funktioniert die Wasser-Maschine

Wie eine Wasser-Maschine genau funktioniert, bleibt ein Geheimnis des Unternehmens.

Doch grundsätzlich geht es so: Durch ein seitliches Gitter saugt die Maschine die Umgebungsluft ein und säubert diese von Schmutz und Staubpartikeln. Ein Kühlsystem im Inneren sorgt dafür, dass die Luftfeuchtigkeit kondensiert. Das daraus gewonnen Wasser fließt durch ein Filtersystem, das mögliche Verunreinigungen entfernt und das Wasser mit wichtigen Mineralien anreichern kann.

Anschließend wird das gewonnene Wasser in einem Wassertank gespeichert, der angezapft werden kann wie ein regulärer Wasserhahn.

Wasser-Maschine für deutsche Autos

Nicht nur die ärmeren Regionen der Welt und Großstädte wie Mexiko-City oder Kapstadt sind von Wasser-Armut betroffen.

Es gibt auch in Europa eine Nachfrage nach der praktischen Wasser-Maschine: „Unsere Wasser-Technologie wird nach Europa kommen und dort die Logistik zum Beispiel bei Großveranstaltungen und in Krisensituationen enorm erleichtern.“ Mit einem deutschen Autobauer, dessen Namen Mirilashvili noch nicht nennen möchte, laufen bereits Gespräche darüber, eine Wasser-Maschine in ein Auto einzubauen.

Was für die manche Staaten der Welt eine praktische Ergänzung zur alltäglichen Trinkwasserversorgung ist, ist für viele Menschen rund um den Globus weit mehr: Es geht darum, dass Überleben in Zeiten extremen Wassermangels zu sichern.

Das Unternehmen will die Welt verändern. Und ist auf bestem Wege.

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