Tuesday, 30th April 2024
30 April 2024

Die Wahrheit über unsere Beamten

Über diese Berufsgruppe gibt es wohl die meisten Vorurteile: Beamte. Viele halten das System mit den Staatsdienern für absolut notwendig, andere für veraltet und überflüssig. Das ARD-Doku-Format „Die Story im Ersten“ untersuchte am Montagabend Sinn, Vor- und Nachteile – „Der Beamtenreport“.

Haben Beamte zu viele Privilegien?

Eine Infratest-Dimap-Umfrage aus dem November zeigt: 83 Prozent der Befragten bescheinigen Beamten ein Privileg bei der Altersvorsorge.

Ein Beispiel aus der ARD-Doku: Ein früherer Projektmanager arbeitet seit Kurzem als verbeamteter Berufsschullehrer. Damit dürfte er nach 40 Dienstjahren mit 4500 Euro brutto eine Pension von 3230 Euro erwarten.

Als Projektmanager in der freien Wirtschaft käme er nach 45 Jahren mit 4500 Euro brutto nur auf eine gesetzliche Rente von 1800 Euro. Selbst inklusive einer Betriebsrente blieben nur 2035 Euro – das sind 40 Prozent weniger.

Rentenexperte Prof. Bernd Raffelhüschen: „Wir müssen eine Gleichbehandlung von Beamten und normalen Rentenversicherten bekommen. Das heißt, wir halten das Beitragsniveau konstant und lassen das Rentenniveau sinken. Dann müssen wir zwangsläufig natürlich auch das Pensionsniveau sinken lassen!“

Sind Beamte zu teuer?

In der Infratest-Dimap-Umfrage stimmten 86 Prozent der These zu, Beamte sollten auch in die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung einzahlen.

Tatsächlich kommt die Versorgungsverpflichtung für Beamte den öffentlichen Kassen teuer zu stehen: Laut Raffelhüschen werden bis 2050 für Pensionen, Gesundheitskosten und Hinterbliebenenversorgung knapp 1,5 Billionen Euro (!) fällig.

„Demografisch ist die Beamtenversorgungslast das Problem, das uns als Erstes erwischt. Das liegt daran, dass wir zwischen 1972 und 82 unser Berufsbeamtentum verdoppelt haben. Das sind alles Leute, die jetzt oder demnächst in die Pension drängen“, erklärt der Experte.

Prof. Gisela Fürster von der deutschen Universität für Verwaltungswissenschaft: „Wir schaffen derzeit permanent neue Stellen und wissen eigentlich nicht wirklich, ob wir in Zukunft die Pensionsabgaben finanzieren können. Wir haben keine Vorstellung davon, was uns der öffentliche Dienst in Zukunft kostet!“

Brauchen wir so viele Beamte?

Die Infratest-Dimap-Umfrage zeigt: Nur 33 Prozent der Befragten halten Beamte in der Verwaltung für notwendig, 48 Prozent sprechen sich für verbeamtete Lehrer aus. Ganz anders ist die Meinung zu Justiz (76 Prozent für Beamte) und Polizei (82 Prozent).

Tatsächlich hat es in Nordrhein-Westfalen bereits eine Kommission gegeben, die zum ersten Mal prüfen sollte, welche Alternativen es zum Beamtentum gibt.

Sozialwissenschaftler Franz Lehner, der damals mit am Tisch saß: „Die Kommission kam zu der Auffassung, dass man für den allergrößten Teil der öffentlichen Aufgaben keine Beamten braucht! Ausnahmen haben wir nur gesehen, wo es sehr eng definierte hoheitliche Aufgaben gibt – etwa bei der Polizei oder in der Justiz.“

Fazit der Doku: In Kernbereichen halten viele Experten Beamte für wesentlich. In vielen anderen Bereichen – etwa der Verwaltung, bei Lehrern oder Feuerwehrleuten – könnte man andere Beschäftigungsverhältnisse etablieren.

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