Friday, 10th May 2024
10 Mai 2024

Der Kampf der Dampf-Giganten

Jetzt ist auch der Marlboro-Konzern eingestiegen

Die Alternative zur klassischen Zigarette wird zum Milliardengeschäft. Aber wie unschädlich ist der Trend wirklich?

Jetzt machen auch die Großen bei den E-Zigaretten mit: Erst Mitte Dezember hatte der US-Hersteller Juul seine kompakte E-Zigarette zum Marktstart nach Deutschland gebracht. Kurz darauf wurde bekannt: Tabakriese Altria (Marlboro) steigt in großem Stil bei der jungen Firma ein.

Damit mischen jetzt drei der weltweit größten Tabakkonzerne bei den E-Zigaretten mit. Seit Herbst versucht auch Imperial Brands (Reemtsma), seine E-Zigarette Myblu zu etablieren. Die Marke von British American Tobacco (u.a. Lucky Strike) heißt Vype E-Pen.

Warum die großen Firmen neue Märkte suchen, hat zuletzt der Bericht der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler gezeigt: Der Anteil rauchender Jugendlicher hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren um zwei Drittel verringert. Die Raucherquote bei Erwachsenen ist seit 2003 um etwa 30 Prozent gesunken. So raucht zwar noch immer ein knappes Drittel der erwachsenen Deutschen. Der Verkauf von Zigaretten in Deutschland sinkt aber jedes Jahr – zuletzt um fast sieben Prozent.

E-Zigaretten: 600 Millionen Euro Umsatz erwartet

Mit knapp zwei Prozent gibt es bisher zwar vergleichsweise wenige E-Zigaretten-Nutzer. Ihre Zahl wächst aber rasant. Die Hersteller rechnen für 2019 bereits mit einem Umsatz von bundesweit 600 Millionen Euro.

Welches Dampf-System wird sich durchsetzen? Die großen Konzerne setzen auf die sogenannten „Cigalikes“ (Zigarettenähnliche): Kleine, leichte Stäbe, etwas größer als eine „echte“ Zigarette. Die Geräte müssen nicht eigenhändig mit dem Liquid befüllt werden, sondern mit fertigen Kartuschen. Ähnlich wie bei Kaffee-Kapsel-Systemen gibt es auch für Juul, Myblu & Co. verschiedene Aromen. Und wie beim Kaffee sind solche geschlossenen Systeme einfach zu bedienen – und teuer!

So kosten drei Milliliter Liquid für eine Myblu-Zigarette knapp sieben Euro. Für herkömmliche E-Zigaretten zahlt man ein Drittel. Noch billiger wird das „Dampfen“, wenn man Basis und Aroma selbst zusammenmischt. Die weit verbreiteten E-Zigaretten-Systeme erfordern allerdings auch eine gewisse Übung. Bei ihnen erhält man das Teil mit den Akkus („Mod“), den Tank für das Liquid und die Verdampferköpfe getrennt. Die Flüssigkeit müssen die Nutzer über kleine Öffnungen selbst einfüllen.

Studien: Deutlich geringeres Krebsrisiko

Ist Dampfen aber überhaupt „gesünder“ als Rauchen? Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat seine Erkenntnisse darüber im Juni zusammengefasst. Dabei flossen unter anderem eine Studie aus England („A report commissioned by Public Health England“, London 2018) und eine Befragung aus Hamburg (Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität) ein.

Die Schlussfolgerung: Mit Blick auf die Gefahr einer Krebserkrankung lag das Risiko nach der britischen Studie bei weniger als 0,5 Prozent des Risikos von Rauchern. Bei den Befragten „Umsteigern“ von Tabak auf Dampf haben sich der Zustand der Atemwege und das allgemeine Wohlbefinden deutlich verbessert. Allerdings müssten die „Langzeit-Folgen von Nikotin in E-Zigaretten auf die Gesundheit (Atemwege)“ weiter beobachtet werden.

Kurz gesagt: Ärzte und Suchtspezialisten raten niemandem dazu, sich den E-Zigarettendampf anzugewöhnen. Für starke Raucher kann der elektrische Trend aber eine gesundheitliche Verbesserung sein.

Nikotin bleibt DER Suchtstoff – auch beim „Dampfen“

Unstrittig ist dabei: Nikotin macht in den E-Zigaretten genauso süchtig wie bei herkömmlichen Glimmstengeln. Der Stoff hatte noch im Frühherbst Juul in Verruf gebracht. Mit sehr starken 50 Milligramm pro Milliliter Liquid hatte der schicke Stick die US-Drogenbehörde auf den Plan gerufen. Juul, so der Vorwurf der FDA, verbreite sich wie eine Epidemie auf den Schulhöfen der USA. In Deutschland wird Juul mit maximal 20 mg verkauft.

Ohnehin bestimmt der Verbraucher bei allen Systemen selbst, wieviel Nikotin er inhaliert. Gängige Stärken im Handel reichen von 0 über drei, sechs und zwölf Milligramm bis zur laut EU-Gesetz maximalen Variante von 20 Milligramm.

Der Marlboro-Konzern Altria macht sich um das Image von Juul offenbar ohnehin keine Sorgen: Die Amerikaner bezahlten umgerechnet 11,2 Milliarden Euro für einen Anteil von 35 Prozent an dem Start-up.

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