Saturday, 4th May 2024
4 Mai 2024

Bayer-Chef kassiert Monsanto-Klatsche

Derbe Klatsche für Bayer-Chef Werner Baumann (56): Die Aktionäre des Pharma-Riesen verweigerten dem Vorstand auf der Hauptversammlung am Freitag die Entlastung. Baumann ist damit der erste amtierende Vorstandschef eines Dax-Konzerns, dem die Anteilseigner das Vertrauen entzogen haben.

Das große Thema bei der 13-stündigen Veranstaltung in einem Bonner Kongresszentrum: der Monsanto-Kauf. 55,5 Prozent des anwesenden Grundkapitals stimmten gegen die Entlastung des Vorstandes und nur 44,5 Prozent dafür. Eine schallende Ohrfeige!

Normalerweise bekommt die Leverkusener Chefetage bei ihrer alljährlichen Hauptversammlung eine Zustimmung von etwa 97 Prozent.

Viele Anteilseigner wollten in Bonn ihren Frust los werden: Der Aktienkurs ist im Keller, die Glyphosat-Klagewelle in den USA wird immer größer.

Baumann verteidigte die Monsanto-Übernahme vor 3600 teils wütenden Aktionären, der Kauf sei auf lange Sicht der richtige Schritt gewesen. Das sah die Mehrheit im Saal ganz offenbar anders. Und artikulierte das auch deutlich!

Kritik von allen Seiten

▶︎ Mark Tümmler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Nie zuvor hat ein Dax-Konzern Reputation und Wert so schnell eingebüßt – das ist eine Schande.“

▶︎Analyst Janne Werning, Fondsgesellschaft Union Investement: „Die Bayer-Führung hat die Rechtsrisiken des Monsanto-Deals offenbar völlig unterschätzt.“

▶︎ Die Rechtsrisiken durch Monsanto seien für das 1863 gegründete Traditionsunternehmen „riesig und unkalkulierbar“, monierte Nicolas Huber von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS. „Wir Aktionäre haben große Bedenken um den Fortbestand einer 150 Jahre alten und größtenteils erfolgreichen deutschen Industriegeschichte.“

  • Bayer legt Zahlen vor

    Milliarden-Gewinn trotz Monsanto-Krise

    Trotz der Klagewelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat hat Bayer im ersten Quartal 2019 einen Milliarden-Gewinn gemacht.

▶︎ Ingo Speich von der Deka, die zu den Top-10-Anteilseignern von Bayer zählt, sprach von einem „Scherbenhaufen“ und sagte mit Blick auf den Kursverfall: „Innerhalb von nur zwei Jahren ist der einstige Pharmagigant zu einem Zwerg mutiert.“ Es gebe die Gefahr, übernommen oder sogar zerschlagen zu werden.

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Die Übernahme sei damals „marktüblich“ geprüft worden, verteidigte Baumann die Entscheidung und beteuerte, dass Glyphosat „bei sachgerechter Anwendung ein sicheres Produkt“ sei.

In den USA musste Bayer allerdings gleich zwei Gerichtsschlappen hinnehmen, der Konzern wurde zu hohem Schadensersatz an Krebskranke verurteilt. 13 400 weitere Schadensersatzklagen sind noch offen und die Zahl dürfte weiter steigen.

Dem Aufsichtsrat hingegen sprachen die Aktionäre am Freitagabend das Vertrauen aus.

Das Votum hat keine direkten Folgen für den Vorstand, die Entlastung bei der Hauptversammlung gilt eher als Formalie. Die Abstimmung darf im Bayer-Konzern aber durchaus als historisch gelten. Selbst nach dem Lipobay-Skandal 2002, ein Cholesterinsenker, der im Zusammenhang mit mehreren Todesfällen stand, erhielt der Vorstand 90 Prozent Zustimmung …

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