Thursday, 18th April 2024
18 April 2024

Teures Update-Desaster: Android-Smartphones veralten zu schnell

Die Android-Fragmentierung bleibt ein großes Problem.

Von Klaus Wedekind


Trotz einer neuen Technik erreichen Updates Android-Smartphones nach wie vor zu spät, zu selten oder gar nicht. Die jüngste Version erscheint noch nicht mal in der Statistik, weil sie auf zu wenig Geräten läuft. Nachhaltig ist das ganz und gar nicht.

Vor fast genau einem Jahr berichtete n-tv.de darüber, dass auf fast keinem Android-Smartphone das aktuelle Betriebssystem läuft. Gerade mal 0,3 Prozent der mehr als 2 Milliarden Geräte mit Googles Betriebssystem hatten damals "Oreo" installiert, praktisch ausschließlich neue Handys, die damit bereits auf den Markt kamen. Ein wenig Hoffnung auf Besserung machte "Project Treble", das mit Android 9 alias "Pie" gestartet wurde und den Herstellern Aktualisierungen erleichtern sollte. Doch die Situation hat sich bisher nicht verbessert. Im Gegenteil: Sie hat sich verschlechtert.

"Pie" existiert statistisch gesehen noch gar nicht

Das Anfang August veröffentlichte "Pie" taucht in Googles jüngster Statistik nicht mal auf, weil es noch auf weniger als 0,1 Prozent der Android-Smartphones installiert ist. Mit rund 28 Prozent ist das zwei Jahre alte Android "Nougat" (7.0/7.1) die am weitesten verbreitete Version. "Oreo" (8.0/8.1) aus dem vergangenen Jahr läuft lediglich auf 21,5 Prozent der Android-Smartphones, das drei Jahre alte Marshmallow (6.0) hat mit knapp 18 Prozent den drittgrößten Anteil. Auf allen anderen Geräten ist ein noch älteres System installiert.

Hoffnung, ein Update auf Android 9 zu erhalten, dürfen sich lediglich die Besitzer eines Smartphones machen, auf dem bereits "Oreo" läuft. So wie sich die Situation jetzt darstellt, werden von diesem knappen Fünftel aller Android-Geräte aber auch viele niemals "Pie" erhalten. Länger als zwei Jahre werden nur Googles eigene Pixel-Handys mit neuen Betriebssystemen versorgt. Bei günstigen Geräten ist kaum mehr als ein Update zu erwarten, lediglich die wenigen Vertreter des Android-One-Programms werden garantiert 24 Monate lang aktualisiert.

Krasse Wertverluste

Bis auf Googles Pixel-Serie heißt es also bei allen Android-Smartphones, dass sie fast ausnahmslos spätestens nach zwei Jahren beginnen, keine neue Firmware mehr zu bekommen – egal, ob sie 200 oder 1000 Euro gekostet haben. Und selbst Android-One-Geräte erhalten nur ein weiteres Jahr lang Sicherheits-Patches. Zum Vergleich: Apple hat im September iOS 12 auch für fünf Jahre alte Smartphones und iPads bereitgestellt.

Wer sich alle zwei Jahre ein neues Vertrags-Smartphone zulegt, macht sich darüber vielleicht keine Gedanken. Aber würde sich irgendjemand ein Notebook anschaffen, das nach zwei Jahren keine Updates mehr erhält? Wohl kaum. Davon abgesehen, dass durch ständige Neuanschaffungen immer mehr Elektroschrott produziert wird, müssen Nutzer, die ein Android-Smartphone ohne Vertrag gekauft haben, mit krassen Wertverlusten leben. Das im April 2014 für 800 Euro auf den Markt gekommenen Samsung-Flaggschiff Galaxy S8 wird jetzt beispielsweise neu bereits für 400 Euro verscherbelt. Für ein gebrauchtes Gerät bekommt man wahrscheinlich kaum mehr als die Hälfte.

Lang genutzte iPhones nachhaltiger

In diesem Licht betrachtet, ist es für Umwelt und Geldbeutel nachhaltiger, ein iPhone für 1300 Euro zu kaufen und sechs Jahre lang mit einem immer aktuellen Betriebssystem zu nutzen. Auch die Hardware eines Galaxy Note 9 oder Huawei Mate 20 Pro wäre dazu wahrscheinlich in der Lage. Doch das zu erwarten, wäre angesichts des Android-Ökosystems mit vielen verschiedenen Herstellern nicht realistisch. Drei Jahre sollten aber wie bei Googles Pixel-Geräten Mindeststandard sein.

Freiwillig werden den Update-Traum Samsung, Huawei & Co. aber kaum verwirklichen. Das sieht man schon daran, dass sich laut "The Verge" Google gezwungen sah, die Hersteller vertraglich dazu zu verpflichten, bei Smartphones, die nach dem 31. Januar 2018 auf den Markt gekommen sind, wenigstens zwei Jahre lang regelmäßig Sicherheitspatches zu verteilen. Die Nutzer selbst müssen aktiv werden und nur noch Geräte von Herstellern kaufen, die möglichst lange und zügig Updates durchführen. Welche das sind, kann man unter anderem regelmäßig in Überblicken von n-tv.de sehen.

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