Friday, 29th March 2024
29 März 2024

Für die „Toilettenrevolution“: Bill Gates kommt mit Kot zur Konferenz

Dieser Becher ist harmlos: Gates am Montag in Shanghai.


Er ist einer der reichsten Männer der Welt, aber wenn es um „das Recht auf eine vernünftige Toilette“ geht, scheut sich Bill Gates nicht, Exkremente in die Hand zu nehmen. Das beweist er nun auf einer Konferenz in Peking.

Mit einem Glas voll Kot am Rednerpult hat Microsoft-Gründer Bill Gates in Peking zu einer weltweiten Toilettenrevolution aufgerufen. Der Mangel an sauberen sanitären Anlagen verursache Krankheiten, durch die jedes Jahr rund eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren ums Leben kämen, sagte Gates in der chinesischen Hauptstadt auf einer Messe für innovative Toilettentechnologien, die ohne Kanalisation auskommen. Den wirtschaftlichen Schaden durch Gesundheitskosten und den Ausfall an Produktivität und Löhnen bezifferte Gates auf 223 Milliarden US-Dollar (195 Milliarden Euro).

"An Orten ohne sichere sanitäre Anlagen ist viel mehr als in diesem Glas in der Umwelt", sagte Gates und zählte auf, wie viele Bakterien, Viren und Wurmeier in den Exkrementen allein in dem Behälter seien. Sie lösten Krankheiten wie Durchfall, Cholera und Typhus aus. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung habe keine sauberen Sanitäranlagen, um einem gesunden und produktiven Leben nachzugehen, sagte Gates. Auch bleibe mehr als die Hälfte der menschlichen Hinterlassenschaften unbehandelt.

Weder Wasser noch Kanalisation nötig

In den vergangenen sieben Jahren haben Gates und seine Frau Melinda über ihre Stiftung mehr als 200 Millionen US-Dollar in die technische Entwicklung von Toiletten gesteckt, die kein Wasser zum Spülen und keine Kanalisation brauchen. Die Messe in Peking zeigt neu entwickelte Toiletten, die Exkremente behandeln, schädliche Krankheitserreger beseitigen und Kot in Düngemittel und Wasser umwandeln.

Die Technologien seien erstmals so weit entwickelt, dass sie auch wirtschaftlich zum Einsatz kommen könnten, sagte Gates. "Es ist nicht mehr länger eine Frage, ob wir Toiletten und andere Sanitärsysteme neu erfinden können." Es sei nur noch die Frage, wie schnell diese vom Sanitärnetz unabhängige Lösung im großen Stil eingesetzt werden könnten. Die Weltbank, deren Chef Jim Yong Kim an der Messe teilnahm, sowie die Asiatische und die Afrikanische Entwicklungsbank sagten ihre Unterstützung für sein Vorhaben zu.

Die Unternehmensberater von Boston Consulting schätzen den Markt für diese neuen Toiletten im Jahr 2030 auf jährlich sechs Milliarden US-Dollar. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) errechnete, dass jeder in Sanitäranlagen investierte Dollar wiederum 5,50 Dollar einbringe. "Vor einem Jahrzehnt hätte ich nie gedacht, dass ich so viel über Kot wissen würde", sagte Gates, der zu den reichsten Menschen der Erde zählt. "Und ich habe ganz bestimmt nicht gedacht, dass Melinda mir sagen müsste, dass ich aufhören soll, am Abendbrottisch über Toiletten und Fäkalschlamm zu reden."

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