Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

»Wie in einem Horror-Film

„Es fühlte sich an, als wären alle bei Tesla in einer gewalttätigen Beziehung mit Elon“

Dass Elon Musk kein einfacher Zeitgenosse ist, war bekannt. Doch das Ausmaß des gelegentlichen Irrsinns ist schockierend, wie Insider jetzt auspacken.

Teslas Model 3 ist heute eine Erfolgsgeschichte mit Verkäufen vom 53 239 Wagen im letzten Quartal – doch der Weg dorthin klingt wie der Stoff eines Horrorfilms.

Tesla-CEO Musk (47) taumelte dabei in eine wilde Abwärtsspirale. Er feuerte in Rage hunderte Mitarbeiter und wurde aus Liebeskummer nach der Trennung von Model-Freundin Amber Heard (32) noch unberechenbarer.

„Es fühlte sich an, als wären alle bei Tesla in einer gewalttätigen Beziehung mit Elon“, brachte es ein Ex-Manager auf den Punkt.

Das Magazin „Wired“ hat den Thriller um das Model 3 in einem Exposé mit haarsträubenden Details protokolliert.

  • Nach Tweets über Börsenrückzug

    US-Börsenaufsicht will Tesla-Chef Elon Musk entmachten

    Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat Klage gegen Tesla-Chef Musk eingereicht. Sie wirft ihm falsche und irreführende Angaben vor.

Alles begann mit einer kühnen Vision des in Südafrika geborenen Tech-Titanen und Elektroauto-Pioniers:

▶︎2016 präsentierte Musk bei einer schillernden Launch-Party Teslas Model 3. Neben dem schnittigen Design sorgte vor allem der Preiszettel für Euphorie aber auch Schock bei Investoren an der Wall Street. Nur 35 000 Dollar sollte der Wagen kosten, ein „Stromer“ für Jedermann. Binnen Tagen gab es 325 000 Vorbestellungen, ein einsamer Rekord in der gesamten Auto-Geschichte.

Vor allem zwei Komponenten sollten das Billig-Elektroauto ermöglichen: In der riesigen Giga-Factory in der Nevada-Wüste sollten durch Massenfertigung Batterien preiswerter hergestellt und das Auto selbst von Robotern fast im Alleingang zusammengesetzt werden. Der Entrepreneur – unerfahren im Autobau – träumte von der totalen Automatisierung: „Maschinen bauen Maschinen“.

Musk schien am Zenit seiner Karriere:

Der Paypal- und SpaceX-Gründer, der mit Ex-Frau Justine Wilson fünf Kinder hat, hatte aus Tesla eine Kultfirma mit damals sieben Milliarden Dollar Börsenwert gemacht.

Er trat als Promi in TV-Shows wie „The Big Bang Theory“ auf, kaufte fünf Luxus-Villen in LA (Gesamtwert: 72 Mio. Dollar) und begann Romanzen mit Celebrities, zuerst Schauspielerin Talulah Riley, dann Model Amber Heard. Musk wurde vom Nerd zum Star.

Den Erfolg verdankte er auch einem eingespielten Team fähiger Manager. Als er jedoch den Druck erhöhte und sein Benehmen unberechenbarer wurde, begann deren Exodus.

Seine Pläne beim Model 3 schienen fernab jeder Realität:

Die Firma, die damals in ihrer gesamten Geschichte 150 000 Autos verkauft hatte, sollte plötzlich 5 000 Wagen pro Woche fertigen.

Musks Automatisierungsträume wurden zum Rohrkrepierer. Es begann, was der CEO später selbst als „Produktionshölle“ bezeichnete. Mit der Kraft der Verzweiflung versuchten Abteilungsleiter, ihm die Vollautomatisierung auszureden. Statt auf sie zu hören, nahm er sie zur Seite: Einige wurden versetzt, andere gefeuert, so „Wired“.

Und was in solchen Krisensituationen oft passiert: Manager wollten Musk keine schlechten Nachrichten mehr überbringen, Probleme wurden vertuscht. „Niemand wollte Elon wütend machen“, sagte ein Ex-Manager.

Prompt rollten statt tausender nur noch hunderte Model-3-Fahrzeuge aus der Fabrik in Fremont (Kalifornien).

100 Millionen Dollar wurden vernichtet, pro Woche. Musk flippte immer öfter aus, in einem Meeting zertrümmerte er ein Handy, stauchte eine Führungskraft zusammen, der sich ein paar Tage frei genommen hatte während der Geburt seines Kindes.

Musk verweigerte einem Kandidaten ein Vorstellungsgespräch, nur weil er blaue Schuhe trug. „Jeder von uns hat sich jeden Morgen beim Betreten des Büros gefragt, ob es unser letzter Arbeitstag sein wird“, erinnert sich ein Mitarbeiter.

Der Tesla-Chef wütete immer irrer: „Ich muss heute jemand rauswerfen“, fauchte er. „Nein, musst du nicht“, hielt ein tapferer Manager dagegen. Musk unbeirrbar: „Nein, nein, wirklich, ich muss irgendjemanden feuern!“

Musk stand vor einem Scherbenhaufen, der Albtraum bei der Model-3-Fertigung brachte Tesla an den Rand der Pleite. Ohne Lieferdatum verlangten Kunden ihre Anzahlungen zurück. Doch inmitten des Tohuwabohu litt der Chef auch noch an Liebeskummer nach der Trennung von Model Heard. Es wäre der Beginn einer „Abwärtsspirale“ gewesen, so Zeitzeugen: „Elon war immer eine Art verrücktes Genie“, so ein Weggefährte: „Er war so 95 Prozent Genie und fünf Prozent crazy – am Ende jedoch war es umgekehrt …“

Seine Feuerungs-Laune war so gefürchtet, dass Manager ihren Mitarbeitern auftrugen, ihn zu meiden. Bei einer Inspektion der Gigafactory kam es zu einer hässlichen Szene:

„Haben Sie das gemacht?“, fauchte Musk einen Techniker an. Der wusste nicht, was gemeint ist: „Meinen Sie das Programmieren des Roboters oder das Design des Werkzeuges?“, stammelt er. „Haber Sie das verdammt noch mal gemacht?“, wurde Musk laut. „Ich weiß nicht, was Sie meinen“, entschuldigte sich der Mitarbeiter. „Sie sind ein verdammter Idiot“, wurde er angeherrscht. „Verschwinden Sie, verdammt! Und kommen Sie nicht wieder!“

Mitarbeiter sprachen bald von der „Idioten-Schublade“, so ein Manager. „Wenn er einmal zur Ansicht gelangte, jemand sei ein Idiot, konnte man ihn nie mehr davon abbringen …“. Die Moral beim Tesla-Personal war da längst im Keller.

Tesla reagierte auf das „Wired“-Dossier mit poliertem PR-Talk: Musk hätte sich lediglich von Mitarbeitern getrennt, die unter den Erwartungshaltungen blieben.

Insgesamt wurden 700 Mitarbeiter gefeuert, 36 Top-Manager flogen raus oder warfen das Handtuch. Musk musste eingestehen: „Die Automatisierungspläne waren ein Fehler“.

Sein Benehmen provozierte Negativschlagzeilen in Serie: Einmal jammerte er über die „emotionalen Schmerzen“, alleine im Bett aufwachen zu müssen.

Einen „BuzzFeed“-Reporter beschimpfte er als „verdammtes Arschloch“, einen der Retter der thailändischen Höhlenkinder als Pädophilen.

Wall-Street-Analysten kanzelte Musk wegen „blöder Fragen“ ab, bei einem Interview rauchte er einen Joint und twitterte – nur um seiner neuen Freundin, die Sängerin Grimes, zu imponieren, dass er Tesla von der Börse nehmen werde (die Börsenaufsicht SEC ordnete eine 20-Millionen-Dollar-Strafe und den Rückzug aus dem Aufsichtsrat an).

Aber dennoch: Musk brachte die Produktionshölle unter Kontrolle, das Model 3 ist heute ein Verkaufsschlager und Tesla wird eine schillernde Zukunft als Marktführer bei der Revolution der elektrifizierten Mobilität vorhergesagt.

Doch Musk hat – zumindest innerhalb seines Unternehmens – wohl zu viel Porzellan zerschlagen. „Wir sind erfolgreich nicht seinetwegen, sondern trotz ihm“, sagte ein Mitarbeiter zu dem Magazin.

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