Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

„New York Times“ macht Zuckerberg nieder

Führt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (34) uns an der Nase herum? Nachdem er in dieser Woche in einem 3200 Worte langen Blog-Beitrag über seine Vision über die Zukunft seiner sozialen Netzwerke geschrieben hat, wird er in den USA scharf dafür kritisiert.

„Müssen wir ihn noch ernst nehmen?“, fragte die „New York Times“ am Donnerstag. Der Wirtschafts-Sender CNBC meinte: „Er hat uns keinen Grund gegeben, ihm zu glauben.“ Und das Magazin „New Yorker“ urteilte: „Er will als Facebooks Versagen Kapital schlagen.“

▶︎ Der Kernvorwurf: Sein „Manifest“ sei allen wichtigen Problemen in Sachen Datenschutz ausgewichen und voll von nichtssagenden Plattitüden, die die User und Investoren ruhig stellen sollen. Die wahre Absicht sei nicht der Schutz von Privatsphären, sondern das Abschieben von Verantwortung und das Umgehen des US-Kartellamtes.

Hintergrund der Aufregung

Es ist knapp ein Jahr her, dass der Daten-Skandal der Firma „Cambride Analytical“ aufgedeckt wurde: Das britische Unternehmen hatte 2016 Informationen von 50 Millionen amerikanischen Facebook-Usern im Auftrag der Wahlkampagne von Donald Trump (72) ausgewertet.

Erst sah alles nach einem Hacker-Angriff aus. Dann gab Zuckerbergs Netzwerk zu: „Wir geben Forschern für akademische Zwecke routinemäßig Zugang zu User-Daten.“ Eine kleingedruckte Klausel beim Anmelden eines Profils weise darauf hin. Facebook-Freunde in aller Welt waren entsetzt.

Seitdem ist der ohnehin umstrittene Zuckerberg zunehmend in die Kritik geraten. Die Zeiten, in denen die User-Zahlen um zweistellige Prozentsätze zunahmen, waren vorbei. Tatsächlich ergab eine Untersuchung in dieser Woche, dass Facebook seit dem Skandal in den USA satte 15 Millionen User verloren hat, weil das Vertrauen zu dem Online-Riesen tief erschüttert ist.
Nicht nur das: Das soziale Netzwerk hatte 2019 sein schlechteste Jahr seit es 2012 an die Börse gegangen war.

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Am Mittwoch versuchte Zuckerberg, das Image seines Netzwerkes (mit einem Kapitalwert von rund 480 Milliarden Dollar das fünftwertvollste Unternehmen der Welt) mit seinem Blog aufzupolieren. Dabei verblüffte er wie sonst nur Tesla-Chef Elon Musk (47) in seinen Tweets.

► Er kündigte an, seine User weg von öffentlichen Posts und hin zu privaten Chat-Räumen und Botschaften zu führen. Er wolle weg von einem „öffentlichen Marktplatz“, auf dem Menschen Informationen für ein breites Publikum teilen. Stattdessen wolle er hin zu einem digitalen „Wohnzimmer“, in dem mit kleinen und vertrauten Gruppen kommuniziert wird. Und er sprach das magische Wort „Verschlüsselung“ aus. Soll heißen: Privatsphäre wird bei Facebook groß geschrieben. Diesmal wirklich.

Wirklich wirklich?

DAS aber wollen viele in den USA Zuckerberg nicht abnehmen!

Besonders kritisch: Die „New York Times“. Zuckerberg „beschützt die Daten seiner Freunde nur zu gern, wenn dies dazu führt, dass seine Firma damit ihre zivilen Verantwortung reduziert – nicht aber, wenn dies seine Anzeigen-Umsätze bedroht“, urteilte die renommierte Tageszeitung.

Viele Fragen habe Zuckerberg nicht beantwortet, wie etwa:

▶︎ Hört Facebook damit auf, in Massen Daten über das Browser-Verhalten zu sammeln?

▶︎ Wird die Firma aufhören, Informationen von „Daten-Maklern“ zu kaufen, die Informationen über den Gesundheitszustand und die Finanzen von Milliarden von Menschen sammeln?

▶︎ Wird Facebook die „Schatten-Profile“ stoppen, mit denen Daten von Leuten gespeichert werden, die gar nicht auf Facebook sind?

▶︎ Und vor allem: Wird das Unternehmen sein Geschäftsmodell ändern, das darauf basiert, Geld von Werbefirmen zu kassieren, die Daten von Facebook nutzen, um Konsumenten ins Visier zu nehmen?

Zuckerberg betreibe Augenwischerei. Die verschlüsselten Botschaften, von denen er spricht, hätten vor allem zwei Absichten:

▶︎ Facebook soll von der Pflicht befreit werden, die Inhalte der User auf Hassbotschaften zu kontrollieren, ohne dabei die Daten-Auswertung für die Anzeigenfirmen zu beeinträchtigen. Tatsächlich hatte Zuckerberg in einem Interview mit dem Fachblatt „WIRED“ kurz nach seinem Blog-Post zugeben: „Facebook nutzt gegenwärtig die Inhalte von Botschaften ohnehin nicht für gezielte Anzeigen. Verschlüsselte Messages wären also kein großer Verlust.“

▶︎ Zuckerberg wolle einer Zerschlagung seines Konzerns vorbeugen. „Er kündigte an, Facebooks Nachrichten-Plattformen „Messenger“, „WhatsApp“ und „Instagram“ inter-operativ zu machen“, schreibt die „Times“. Er habe als Grund angeben, dass in Zukunft beispielsweise ein User etwas auf Facebooks Marktplatz kaufen und dabei beispielsweise über „WhatsApp“ mit dem Verkäufer kommunizieren kann.

Das Blatt vermutete derweil einen ganz anderen Grund: Den geschickten Versuch, das US-Kartellamt zu umgehen, das ihm zähneknirschend erlaubt hatte, seine Konkurrenz aufzukaufen. Denn wenn er aus allen Netzwerken ein „Rührei“ mache, könnte der Online-Gigant nicht wieder in mehrere soziale Netzwerke gesplittet werden.

Nicht alle US-Medien waren so argwöhnisch. Das Online-Portal „Business Insider“ meinte: „Statt eines Zukunftsmanifest bedarf es Jahre der Taten … Wenn dies klappt, dann könnte Facebook ein gesünderer und glücklicherer Platz werden – und immer noch viel Geld machen.“

Wenn …

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