Friday, 29th March 2024
29 März 2024

Krass, was die Bahn für Verspätungen zahlen muss

Beschweren bei der Deutschen Bahn zahlt sich für Fahrgäste immer mehr aus.

Wer 2018 wegen Verspätung von seinen Fahrgastrechten Gebrauch machte, bekam durchschnittlich knapp 20 Euro – und damit schon einen Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Grund für den Anstieg: Da die fälligen Entschädigungen der Bahn insgesamt ein neues Hoch erreichten, stieg auch die Pauschale pro Kopf. In Zahlen:

► Im vergangenen Jahr war jeder vierte Fernzug verspätet

▶ ︎2,7 Millionen Reisende im Nah- und Fernverkehr forderten daraufhin Entschädigung.

► Die Bahn musste dafür insgesamt 53,6 Millionen Euro zahlen. Das ist rund ein Drittel mehr als noch vor zwei Jahren.

Zwar sind neben der Deutschen Bahn auch andere Zug-Unternehmen beteiligt, die größten Summen fallen aber im Fernverkehr an – und damit in die Verantwortung des Konzerns.

  • Technische Störungen …

    Bei der Bahn fallen täglich 10 Züge komplett aus

    Bei der Deutschen Bahn sind 2018 nach eigenen Angaben im Durchschnitt knapp zehn Fernzüge täglich ersatzlos ausgefallen.

Verspätungen aufgrund „vieler externer Einflüsse“

Besonders ärgerlich: Eigentlich wollte die Bahn ihre Verspätungsrate für 2018 senken. War 2017 noch jeder fünfte Fernzug verspätet, war es im vergangenen Jahr aber sogar jeder vierte. Der höchste Wert seit 2015!

Und es kommt noch dicker: Nach Angaben der Deutschen Bahn fielen 2018 täglich knapp zehn Züge sogar ersatzlos aus! Im ganzen Jahr waren das 3500 Fernzüge, die vom Startbahnhof gar nicht erst losfuhren.

Grund für die vielen Verspätungen seien laut Bahn „viele externe Einflüsse“: Vor allem das Wetter sei schuld, dies habe viele Stellwerke und Züge außer Gefecht gesetzt, sagte eine Bahn-Sprecherin zum „Handelsblatt“. Dazu hatten der Warnstreik im Dezember und eine Streckensperrung nach dem Brand in einem ICE im Oktober den Verkehrsablauf gestört.

Bahn-Chef in der Kritik

Wegen der schlechten Bilanzen hagelte es für Bahn-Chef Richard Lutz (54) und seinen Konzern in den vergangenen Wochen immer mehr Kritik:

▶ ︎Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU, 44) machte schon Ende 2018 Druck auf die Bahn. „Wir brauchen eine Bürgerbahn, die den Namen verdient – nämlich, dass wir pünktlicher werden, dass wir besseren Service anbieten“, sagte Scheuer der Deutschen Presse-Agentur. Im Januar war Lutz deshalb mehrmals zum Krisengipfel beim Verkehrsminister eingeladen.

  • Verspätungen, Zug-Chaos

    Verkehrsminister liest Bahn-Chef die Leviten

    Der Verkehrsminister will, dass sich die Qualität bei der Bahn spürbar erhöht. Das Konzept des Bahnchefs überzeugte ihn bisher nicht.

▶ ︎Der Rechnungshof forderte, der Bahn-Konzern müsse komplett umgebaut werden. Statt Milliarden im Ausland zu investieren, solle sich das Unternehmen endlich auf alle Bahn-Kunden in Deutschland konzentrieren.

▶︎ Bahn-Aufsichtsrat Eckhardt Rehberg (CDU), zugleich Chef-Haushälter der Union im Bundestag, nannte die Deutsche Bahn einen „Scherbenhaufen“ und warf Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn vor, er habe den Konzern „kaputtgespart“.

Trotz der Pannen-Serie ist die Bahn aber auf Rekord-Kurs: Sparpreise und 19-Euro-Tickets haben der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr einen neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr beschert und ein Umsatz-Plus von fast 300 Millionen Euro. Die genauen Bilanzzahlen veröffentlicht die Bahn im März.

EU will höhere Entschädigung bei Verspätung

Bei einer Verspätung von weniger als sechs Minuten gelten Züge für die Deutsche Bahn noch als pünktlich. Bei der Entschädigung gilt: Kommt der Reisende mindestens eine Stunde zu spät, erhält er auf Antrag ein Viertel des Fahrpreises zurück. Ab zwei Stunden ist es die Hälfte.

Künftig können sich geschädigte Kunden vielleicht noch mehr Geld zurückholen. Das EU-Parlament fordert, dass Fahrgäste schon ab einer Stunde die Hälfte der Ticketpreise zurückbekommen. Bei mehr als zwei Stunden soll der volle Preis erstattet werden.

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