Friday, 19th April 2024
19 April 2024

Diesel-Fahrer sollenkünftig links fahren

Der Diesel-Irrsinn nimmt seinen Lauf – neuer Höhepunkt: ein kurioser Luftreinhalte-Plan im hohen Norden, der ein wenig an einen Schildbürgerstreich erinnert.

Die Stadt Kiel will mit einem Tempolimit auf einer viel befahrenen Innenstadt-Straße die Luftqualität verbessern und so ein drohendes Diesel-Fahrverbot verhindern. So weit, so normal. Ähnliches planen derzeit auch etliche andere deutsche Städte.

▶︎ Aber: Die Verkehrsplaner in der schleswig-holsteinischen Hauptstadt haben sich dazu noch etwas Besonderes ausgedacht. Dabei geht es um die viel befahrene City-Trasse Theodor-Heuss-Ring.

► Dort sollen Diesel-Fahrer künftig in einer Richtung nur noch die linke Spur – die Überholspur – befahren dürfen. Damit sie deutlich weiter von den an der Straße gelegenen Wohnungen entfernt ihre Schadstoffe ausstoßen.

▶︎ Die Linksfahr-Regelung gilt für alle Diesel-Schadstoffklassen – einschließlich Euro 6.

Zusätzlich soll das Tempo auf dem Theodor-Heuss-Ring von derzeit 70 km/h auf 50 km/h gedrosselt werden.

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„Wir müssen die Grenzwerte rasch einhalten und damit die Gesundheit der Anwohner schützen, gleichzeitig aber auch die Mobilität sichern“, so begründet Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) die eigenwillige Entscheidung. An der Verkehrsachse werden seit Jahren die Grenzwerte für Schadstoffemissionen teils deutlich überschritten.

„Fahrverbote hätten viele Nachteile und könnten bei realistischer Betrachtung frühestens im Lauf des Jahres 2020 umgesetzt und kontrolliert werden“, so Kämpfer. Das Konzept der Stadt schütze die Gesundheit der Kieler besser als weitreichende Fahrverbote.

Am Montag hatte die Stadt ihre Pläne Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) übermittelt, der an einem Luftreinhalteplan arbeitet.

Wegen jahrelanger zu hoher Belastung der Luft durch gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid (NO2) haben Gerichte bereits mehrere deutsche Städte zu Fahrverboten verdonnert.

Der europäische Grenzwert beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. In Hamburg gelten seit dem 31. Mai auf Abschnitten zweier stark befahrener Straßen Durchfahrtsbeschränkungen für Diesel bis zur Euro-Norm 5. Bei Verstößen werden für Autofahrer 20 Euro, für Lkw-Fahrer 75 Euro fällig. Den Weg für Fahrverbote in Deutschland hatte im Februar das Bundesverwaltungsgericht bereitet.

Kiel will die Schadstoffbelastungen mithilfe der eigenen Pläne kombiniert mit Soft- und Hardware-Nachrüstungen von Fahrzeugen schrittweise von 56 Mikrogramm im Jahresmittel 2017 auf unter 40 Mikrogramm im Jahresmittel 2021 senken. „Hier brauchen wir aber noch viel mehr Entschlossenheit bei der Autoindustrie und der Bundespolitik“, sagte Kämpfer.

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