Thursday, 25th April 2024
25 April 2024

Absturz eines Super-Stars

Welche Folgen die Airbus-Bruchlandung hat

Quelle: Reuters
0:33 Min.

Es war ein Welt-Ereignis! Ein Live-Moment, über den fast alle Nachrichtensender der Republik berichteten: Die Rede ist vom Jungfernflug des A380 im April 2005.

Damals Riesen-Hype, jetzt das Desaster!

Weil die Nachfrage eingebrochen ist, wird das größte Flugzeug der Welt in zwei Jahren aus dem Programm genommen, wie der europäische Flugzeughersteller am Donnerstag mitteilte.

Aus für den Riesen-Jumbo!

„Es war eine schmerzliche Entscheidung für uns“, sagte Airbus-Chef Tom Enders im französischen Toulouse, wo er zum letzten Mal die Jahresbilanz vorstellte.

Der doppelstöckige Passagierjet hat Airbus schon länger große Sorgen bereitet.

Auch in Deutschland werden Teile des Mega-Fliegers gefertigt. Das Aus für die Produktion hat Folgen für Beschäftigte hierzulande.

So viele Jobs sind betroffen

Der Produktionsstopp, dem im Jahr 2021 die letzte Auslieferung des A380 folgen soll, betrifft 3000 bis 3500 Beschäftigte, unter anderem in Deutschland und Frankreich.

Airbus kündigte umgehend Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern an und versprach: Es werde zahlreiche Möglichkeiten zu internen Stellenwechseln geben, da die Produktion des beliebten Mittelstreckenjets A320 hochlaufe und zugleich Emirates andere Flugzeuge bestellt habe.

Die Gewerkschaft IG Metall gibt sich gelassen. „Durch die A320, A330 und A350 haben die Beschäftigten an den norddeutschen Standorten reichlich Arbeit. Nun geht es darum, den Wechsel für die vom Aus der A380 betroffenen Beschäftigten zu regeln“, erklärte Bezirksleiter Meinhard Geiken. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende nächsten Jahres ohnehin ausgeschlossen.

Auch die Bundesregierung fürchtet durch das Aus des Airbus-Riesenjets A380 keinen größeren Arbeitsplatz-Abbau in Deutschland. „Der größte Teil der betroffenen A380-Stellen entfällt auf Frankreich. In Deutschland geht es um rund 1000 Jobs“, sagte der Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek. „Wir gehen davon aus, dass sie weitgehend erhalten bleiben und an anderen Flugzeugtypen dann arbeiten, zum Beispiel dem A350, dem neuesten Flugzeug im ganzen Markt, oder dem A330 neo.“

Das Ende des Riesenjets trifft auch den Steuerzahler. In die Entwicklung des Flugzeugs flossen öffentliche Gelder – vor allem aus Frankreich, Deutschland und Spanien.

Börse reagiert überraschend positiv

Am Markt überwog die Erleichterung darüber, dass es nun Klarheit über den A380 gibt. In Paris stiegen Airbus-Aktien um bis zu 6,3 Prozent auf 110,94 Euro und verfehlten ihr bisheriges Rekordhoch nur um wenige Cent. Der Flugzeugbauer habe sehr starke Quartalsergebnisse vorgelegt, sagte ein Börsianer.

Wirklich überraschend kommt das Ende des Prestigefliegers nicht. Vielen Airlines ist der Flieger zu groß und er verbraucht zu viel Treibstoff – das ist nicht wirtschaftlich, besonders wenn der Riesenjet nicht voll besetzt ist. Auch sind nicht alle Airports der Welt für den doppelstöckigen Flieger ausgerüstet.

Ausgelöst wurde das Ende für den Riesenjet von der arabischen Fluggesellschaft Emirates. Die mit Abstand größte A380-Kundin strich ihre Bestellung um 39 Maschinen zusammen. Nun werden bis 2021 insgesamt noch 17 Maschinen ausgeliefert. 14 davon gehen an Emirates, die dann insgesamt 123 Exemplare des Riesenfliegers bekommen hat.

Der A380 fasst bis zu 853 Passagiere, hat eine Reichweite von 15 200 Kilometern und ist gut 72 Meter lang. Seine Flügelspannweite liegt bei knapp 80 Metern. Die Planungen für den A380 begannen 1995, im Jahr 2000 fiel der offizielle Startschuss.

DIE AIRBOSS-CHRONIK

Seinen Jungfernflug hatte der A380, der mit bis zu 853 Sitzen ausgestattet werden kann, im April 2005 – von Airbus angepriesen als die „Zukunft des Langstrecken-Reisens“.

Von Beginn an machte der Superjumbo aber mit einer Pannenserie Schlagzeilen, viele Auslieferungen verzögerten sich.

Die Chefs von Emirates und Lufthansa, die zu den insgesamt 14 Fluggesellschaften mit A380-Maschinen in der Flotte zählen, machten nun deutlich, dass der Riesenflieger zwar hoch angesehen ist, sich aber nur als Nischenprodukt rentiert.

„Der Airbus A380 ist ein faszinierendes und in vielerlei Hinsicht herausragendes Flugzeug“, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. „Es hat sich allerdings gezeigt, dass ein profitabler Einsatz der A380 nur auf den extrem nachgefragten Strecken möglich ist.“

Der A380 hätte eine Legende werden können – ähnlich wie die Boeing 747. Jetzt AUS der Traum.

BILD blickt auf die kurze Geschichte des Superjumbos zurück:

Juni 1994: Unter dem Codenamen A3XX beginnt das Airbus-Konsortium mit dem Entwurf für das Design des neuen Riesenfliegers.

Juli 2000: Emirates bestellt als erste Fluggesellschaft verbindlich den A3XX.

Dezember 2000: Airbus gibt offiziell den Startschuss für das Projekt: Aus A3XX wird der Name A380.

Januar 2001: Der US-Logistikkonzern FedEx bestellt die erste Fracht-Version des Flugzeugs.

  • A380-Produktion eingestellt

    AUS für das größte Passagierflugzeug der Welt

    Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus stellt die Produktion des weltgrößten Passagierjets Airbus A380 ein.

Mai 2004: Die Hauptproduktion läuft an.

April 2005: Der A380 meistert seinen Jungfernflug und hebt von Toulouse Richtung Atlantik ab. Der Flug dauert fast vier Stunden.

Juni 2005: Airbus kündigt an, dass sich die ersten Auslieferungen des A380 um bis zu sechs Monate verzögern werden. Später wird bekannt, dass Probleme mit der Elektronik sowie der Ausstattung der Kabine der Grund waren.

2. Juli 2006: EADS-Co-Vorstandschef Noel Forgeard und Airbus-Chef Gustav Humbert treten wegen der Verzögerungen zurück.

September 2006: Der A380 absolviert seinen ersten „richtigen“ Flug mit Passagieren an Bord – 474 Mitarbeiter von Airbus, die sich freiwillig zur Verfügung stellen. Am selben Tag verliert Charles Champion, Chef des A380-Programmes, seinen Job.

September 2006: Airbus kündigt neue Verzögerungen an; das Projekt liegt nun ein Jahr im Zeitplan zurück.

Oktober 2006: EADS verschiebt die ersten Auslieferungen um ein weiteres Jahr, damit ist das Projekt um zwei Jahre verspätet.

September 2007: British Airways gibt seine jahrzehntelange Loyalität zu Boeing bei Langstreckenflugzeugen auf und bestellt zwölf A380.

Oktober 2007: Singapore Airlines erhält nach fast zweijähriger Verzögerung den ersten A380. Am 25. Oktober findet der erste Flug der Airline mit dem neuen Flugzeug von Singapur nach Sydney statt.

Juli 2008: Emirates nimmt als zweite Fluggesellschaft der Welt den A380 in den Linienflugbetrieb.

November 2010: Ein A380 der australischen Fluggesellschaft Qantas muss nach einem Triebwerkschaden in Singapur notlanden. Die Probleme mit den Triebwerken von Rolls-Royce nehmen zu.

November 2011: Erneut muss ein Quantas-A380 wegen Triebwerksproblemen ungeplant in Dubai landen.

Januar 2012: Quantas und Singapore Airlines entdecken Risse an den Tragflächen. In den darauffolgenden Wochen häufen sich die Meldungen über das Problem.

März 2012: Wegen Triebwerksproblemen bricht ein A380 der Singapore Airlines seinen Flug nach Frankfurt ab und kehrt nach Singapur zurück.

Mai 2012: Die Haarrisse beim A380 verursachen bei Airbus zusätzliche Kosten. Sie summieren sich bis dahin auf 263 Millionen Euro. Untersuchungen ergaben als Grund für die Risse eine Mischung aus Material- und Herstellungsproblemen.

November 2012: Wegen Triebwerksproblemen muss ein A380 von Emirates in Sydney notlanden.

Mai 2013: Ein A 380 der Lufthansa bringt das Team des FC Bayern München nach dem Gewinn der Champions League in London wieder zurück in die bayerische Landeshauptstadt.

Dezember 2014: Airbus-Chef Fabrice Bregier wischt Spekulationen über ein mögliches Aus für den A380 vom Tisch. Es wäre „einfach nur verrückt“ zu glauben, dass Airbus das A380-Programm aufgeben würde.

Juli 2016: Das Management von Airbus stellt sich vorübergehend auf eine deutliche Abschwächung der Nachfrage nach dem A380 ein. Allerdings äußert sich Konzernchef Tom Enders optimistisch zu den längerfristigen Aussichten.

Dezember 2017: Airbus erwägt eine Drosselung der Produktion auf sechs bis sieben Maschinen pro Jahr. Der Höhepunkt der Jahresproduktion hatte einst bei 30 Flugzeugen gelegen.

Januar 2018: Die Fluggesellschaft Emirates bestellt 20 Maschinen und rettet damit vorerst die Zukunft des Fliegers.

März 2018: Airbus kündigt den Abbau von bis zu 3720 Stellen an. Einer der Gründe ist die schwache Nachfrage nach dem A380, dessen Produktion von zwölf Maschinen im Jahr 2018 auf acht im Jahr 2019 und sechs im Jahr 2020 zurückgefahren werden soll.

31. Januar 2019: Emirates erwägt Insidern zufolge, einige A380-Aufträge in Orders für den kleineren A350 umzuwandeln. Das könnte zu einem schnelleren Aus für den A380 führen.
7. Februar 2019 – Die australische Fluggesellschaft Qantas zieht ihre Order zum Kauf von acht Airbus-Superjumbos vom Typ A380 zurück.

14. Februar 2019: Airbus kündigt das Aus für den Superjumbo an.

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