Thursday, 28th March 2024
28 März 2024

Er wollte Homosexuelle „heilen“ – dann geschieht, womit keiner gerechnet hätte

David Matheson zählte zu den bekanntesten „Schwulen-Therapeuten“ in den USA. Bis etwas passiert ist, womit niemand gerechnet hätte.

New York – David Matheson hat mit einem Facebook-Post für einen echten Paukenschlag in den USA gesorgt. Denn der 57-Jährige outete sich auf diesem Weg als schwul. Diese Offenheit erfordert eine Menge Mut – bei Matheson in besonderem Maße, denn er erlangte als sogenannter „Schwulen-Therapeut“ Berühmtheit. Mehr als 20 Jahre lang bemühte sich der „intellektuelle Pate der Bekehrungstherapie“, Homosexuellen die gleichgeschlechtliche Liebe auszutreiben.

Doch dann stellte Matheson fest: Auch er selbst fühlt sich zu Männern hingezogen. „Vor einem Jahr habe ich realisiert, dass ich etwas Wesentliches in meinem Leben ändern sollte“, beginnt sein Post: „Mir wurde bewusst, dass ich meine Ehe beenden musste und dass es Zeit war, mich als schwul zu outen.“ Zwar habe ihn das Zusammenleben mit seiner Frau, mit der er über 30 Jahre verheiratet war, erfüllt. Aber: „Ich habe schon Erfahrungen mit Männern gemacht, meistens jedoch im Hintergrund. Doch manchmal war es so intensiv, dass meine Ehe in Schwierigkeiten geriet.“

Das Wort „Scheidung“ als Begleiter unter der Dusche

Bereits vor einigen Jahren habe sich für ihn im Zusammenleben mit seiner Frau einiges geändert. „Die Unterschiede in unseren Persönlichkeiten prägten sich immer mehr aus. Durch diese Dynamik wurde unser Verhältnis angespannt und schwierig.“ Ihm sei zudem klar geworden, dass er sich auf Intimitäten mit anderen Männern einlassen wollte: „Das waren keine einfachen Entscheidungen. Ich musste das Wort 'Scheidung' unter der Dusche aufsagen, um meine Scham zu überwinden und den Mut aufzubringen.“

Es sei ein monatelanges Ringen gewesen, ob er sich einer Beziehung mit einem Mann hingeben könne. Auch seine festen Überzeugungen hätte er überwinden müssen – etwa, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften eine Sünde seien.

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Matheson kritisiert Ausnutzung seines Coming-Out

Weiter thematisiert Matheson, wie sein Coming-Out von diversen Lagern genutzt werde. „Für die 'Rechten' bin ich eine existenzielle Bedrohung, die kleingehalten werden soll. Die 'Linken' sehen eine Möglichkeit, mich zu instrumentalisieren – als Bombe, die man auf die 'homophoben Ex-Schwulen' werfen muss.“

Er erklärt, dass er mit seiner Arbeit als „Schwulen-Therapeut“ vielen Menschen geholfen habe – „weil sie mir das gesagt haben. Aber ich habe sicher auch einige Menschen verletzt.“ Er wolle sein Verhalten damit nicht entschuldigen, „aber meine Mängel als Therapeut kamen durch meine eingeschränkte Sichtweise zugunsten der 'emotionalen Gesundheit'. Das ist meiner eigenen Homophobie und Engstirnigkeit geschuldet.“ Für all dies entschuldigt er sich.

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„Trage zu viel Homophobie in mir“

Überraschend gesteht Matheson, auch nach seinem Coming-Out „zu viel Homophobie in mir selbst zu tragen“. Er sei aber toleranter als vor sechs Jahren, sagt er zu Beginn eines Dialogs in einer Gruppe, zu der auch homosexuelle Therapeuten zählten. Dass diese ihn trotz seiner Ignoranz akzeptiert hätte, bewundere er besonders.

Von seinem Coming-Out erhoffe er sich, dass andere Menschen den Mut fassen, ihre echten Gefühle auszuleben und ihrem Weg ohne Angst oder Scham zu folgen – „unabhängig davon, was andere darüber denken“.

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„Therapien können sexuelle Orientierungen nicht ändern“

Mittlerweile lehnt Matheson seine frühere Arbeit entschieden ab. In einem Interview mit „Channel 4 News“ sagte er, diese Bekehrungstherapien würden Menschen verletzen und sollten deshalb beendet werden. „Ich weise die Idee dahinter zurück, dass Therapien sexuelle Orientierungen ändern könnten, weil das nicht funktioniert“, ergänzte er.

Matheson hatte 2004 – acht Jahre nach dem Beginn seiner Therapeutenkarriere – eine Klinik zur Bekehrung von Schwulen in New Jersey eröffnet. 2013 brachte er seinen Ratgeber „Becoming a Whole Man“ („Ein ganzer Mann werden“) auf den Markt. Das Buch soll dabei helfen, mit „unerwünschter Homosexualität“ zurechtzukommen.

Via Facebook hat Matheson sich mittlerweile für die vielen aufmunternden Reaktionen bedankt. Zudem verweist er aber auch auf die Situation seiner Ex-Frau. Sie sei die Person, die durch sein Coming-Out „auf die persönlichste Weise verletzt worden sei“. Deshalb bittet er darum, auch sie aufzumuntern - „damit sie weiß, dass sie geliebt wird und nicht vergessen ist“.

mg

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